Shega Bomeda Nademu wurde bereits am Trachom operiert. Nun werden im Goflea Health Post bei der Trachom Reihenuntersuchung die Operationsnähte entfernt.
Shega Bomeda Nademu wurde bereits am Trachom operiert. Nun werden im Goflea Health Post bei der Trachom Reihenuntersuchung die Operationsnähte entfernt.
Thomas Einberger
Licht für Nademus Augen
Viele Äthiopier erblinden durch die Krankheit Trachom. Ein Glück, dass OPs und Medikamente helfen können
21.12.2017

Was hatte sie Angst gehabt! Aber die Operation musste sein. „Meine Augen tränten und brannten, die Schmerzen wurden immer schlimmer“, sagt Shega Bomeda Nademu. Die 50-jährige äthiopische Witwe leidet am Trachom. Bei dieser Augenkrankheit entzündet sich immer wieder die Bindehaut. Dadurch vernarben die Lider, die Wimpern drehen sich nach innen, reiben auf der Hornhaut, die trüber wird, was zur Erblindung führen kann.

Weltweit haben 1,9 Millionen Menschen durch Trachom ihr Augenlicht ganz oder teilweise eingebüßt, vor allem in armen, heißen und trockenen Gegenden – wie dem äthiopischen Hochland, etwa 150 Kilometer südlich von Addis Abeba: Hier lebt Nademu. Ärmliche strohgedeckte Lehmhütten stehen in der Landschaft verstreut. Nademu kann weder lesen noch schreiben. Sie wohnt ­bei ihrer unverheirateten Tochter. Die beiden Frauen schlagen 
sich als Kleinbäuerinnen durch, ein Ochse, eine Kuh, zwei Schafe. Auf einem kleinen Feld bauen sie Sorghum und Mais an. Wasser ist knapp. Das ist nicht nur schlecht für die Landwirtschaft, sondern begünstigt auch die Verbreitung von Infektionskrankheiten wie Trachom.

Die Operation dauert nur eine Viertelstunde

Um neue Erkrankungen zu verhindern, wäre es wichtig, Hände und Gesicht mehrmals täglich zu waschen. Wofür es eben Wasser braucht. Trachom wird durch Körper­kontakt übertragen und durch die Fliegen. Die sind fast überall, vor allem auf Kindergesichtern. „Bei den ­Kindern stecken sich die Mütter an“, sagt der ­Augenarzt Martin Kollmann. Er arbeitet für die deutsche Hilfsorganisa­tion Chris­toffel Blinden­mission (CBM), die äthiopische Initiativen im Kampf gegen Trachom unterstützt. CBM setzt auf Hygieneschulungen, den Zugang zu sauberem Wasser, Brunnenbau und eine bessere ­medizinische ­Versorgung in entlegenen Gebieten. Ein- bis zweimal im Monat kommen Mediziner aus der Stadt in die ­Dörfer, auch nach Goflea. In einer provisorischen Kranken­station untersuchen sie Patienten, behandeln infizierte Augen mit Antibiotika und führen ambulante Opera­tionen durch, wenn die Krankheit schon fortgeschritten ist. Ein solcher Eingriff dauert eine knappe Viertelstunde, kos­tet etwa 22 Euro und ist unter einfachen Bedingungen durchzuführen.

Nademus Operation liegt ein paar Tage zurück. ­Zwischendurch war die 50-Jährige zu Hause auf dem Hof, nun ist sie noch einmal nach Goflea in die Krankensta­tion gekommen, zum Fädenziehen. Es sieht gut aus, keine Komplikationen. Geduldig hält sie still, bis die Prozedur vorbei ist. Sie trägt ein gelbes Tuch um die Schultern und sieht erleichtert aus. Die Schmerzen seien weg, sagt sie. „Ich spüre nur noch ein wenig Brennen.“ Und vor allem: Ihr Augenlicht wird sie behalten.

Spendeninfo

Für dieses Projekt können Sie spenden:

Bankverbindung: Christoffel Blindenmission, Bank für Sozialwirtschaft;
IBAN: DE 4637 0205 0000 0000 2020, 
BIC: BFSWDE33XXX, Stichwort: chrismon/Trachom

Die Hilfsorganisation Christoffel-Blindenmission (CBM) setzt sich für Menschen mit Behinderungen weltweit ein.

Die Kommentarfunktion ist nur noch für registrierte Nutzer verfügbar. Um einen Leserkommentar schreiben zu können, schließen Sie bitte ein Abo ab, schreiben Sie uns eine Mail an leserpost@chrismon.de oder diskutieren Sie auf Instagram, Facebook und LinkedIn mit.