Es ist eigentlich einfach: Junge Menschen brauchen einen Platz, an dem sie sich treffen können, um Musik zu hören, um gemeinsam Ideen für die Zukunft zu entwickeln, das Fahrrad zu reparieren, Basketball zu spielen oder zu kicken oder einfach nur mal auf einem ollen Sofa abzuhängen. Aber oft fehlen solche Orte.
So war es auch in Grimma, einer Stadt mit über 60 kleinen Gemeindeteilen in der Region Leipzig, am Fluss Mulde. Es gab ein paar kleine Treffpunkte, doch in Summe viel zu wenig. Dann entstand das Dorf der Jugend in einer alten Spitzenfabrik. Sarah Schröder, 24 Jahre alt, gehörte (mit 14 Jahren) zum Gründungs- und heute zum Orgateam: "Ohne uns gäbe es in der ganzen Region keinen bezahlbaren Raum für coole Konzerte und Subkultur."
Sarah engagiert sich mit Leidenschaft politisch in Grimma. Trotz Faschisten, trotz Hass und Fremdenfeindlichkeit auf der Straße. Der "braune Osten", so weiß sie, ist eine Realität. Aber eben nur die eine: "Wir anderen sind viele. Und wir sind stark." Und das will sie auch zeigen.
Hier setzt das Polylux-Netzwerk an. Gegründet 2019, will es dazu beitragen, dass der "andere Osten" sichtbarer wird: die "kritische Zivilgesellschaft". Durch Vernetzung, durch unbürokratische und direkte Hilfe nach klar kommunizierter Förderrichtlinie: antifaschistisch, demokratisch, viel Eigenengagement. Koordiniert wird die Netzwerkarbeit von einer kleinen Gruppe Ehrenamtlicher in Sachsen, Brandenburg und Berlin. Auch das Jugendorf in Grimma ist mittlerweile Teil der Initiative.
Auf einer stylishen Website präsentieren sich alle Projekte mit Bild und Text. Es gibt große Vereine, wie den in Grimma, und kleine, wie einen neuen Jugendtreff in einem Dorf. Mal zahlt Polylux die Monatsmiete von 300 Euro, mal 3000 Euro für den Aufbau eines Boxvereins. Die Kampfsportszene, so Polylux, werde, nicht nur in den ostdeutschen Bundesländern, von rechten Gruppen dominiert. Gegenhalten!, lautet die Parole.
Die Fördermitgliedschaften steigen sprunghaft. Ende 2024 sollen es 1000 sein
Sarah Schröder weiß: "Das Netzwerk hilft da, wo es am nötigsten ist." Die "offenen Orte" der Demokratie seien gefährdet. Mittlerweile gebe es Bürgermeister, die per Handzettel vor "Linksextremismus" warnen würden, wenn sich ein buntes Bündnis, von Kirche bis Nähzirkel, zu einem "Demokratiefest" auf dem Rathausmarkt versammelt; bei Musik und Reden und "keinerlei linksextremistischen" Aktionen.
Die Demonstrationen im Frühling dieses Jahres haben vielen Vereinen und Initiativen bei Polylux Auftrieb gegeben. In Grimma waren 800 Menschen vor Ort. Ein "großartiges" Gefühl, erinnert sich Sarah. Sie hofft, dass die Entwicklung anhält. Bei Polylux jedenfalls geht es bergauf. Die Zahl der Fördermitglieder steigt seit Monaten, auf jetzt über 400. Ende 2024 sollen es 1000 sein.
Anmerkung der Redaktion: In einer ersten Fassung des Textes stand, dass Polylux das Jugenddorf in Grimma mitgegründet hat. Das stimmt so nicht. Polylux ist jetzt mit dabei, aber das Jugendorf in Grimma gibt es schon viel länger. Ebenfalls unrichtig war, dass es "keine" Jugendtreffs in Grimma vor 2014 gab. Es gab welche, wenn auch nicht genügend. Wir entschuldigen uns für den Fehler.
Das Netzwerk Polylux fördert zivilgesellschaftliche Projekte, die von rechts bedroht werden. Man kann spenden oder Fördermitglied werden, ab 10 Euro monatlich. Da Polylux politisch aktiv ist, können keine Spendenbescheinigungen ausgestellt werden.
Spendenkonto:
Deutsche Skatbank IBAN DE19 8306 5408 0004 1674 06 Stichwort: chrismon