Waren Sie in letzter Zeit mal in einem Einwohnermeldeamt? Man kommt da ja nicht so oft hin. Personalausweise gelten zehn Jahre, Führerscheine sogar ein Leben lang. Wer allerdings, wie wir, kurz vor den Ferien merkt, dass die Kinder jetzt doch schon einen eigenen Pass brauchen mit eigenem Foto – der sitzt denn schon mal morgens um sieben in der Meldehalle. Und hat Zeit zum Nachdenken.
Erstens: Hui, die haben um sieben schon auf. Und sogar abends bis neun. Und es sieht gar nicht mehr so aus wie bei Kafkas „Der Prozess“. Nein, deutsche Bürgerämter haben sich gemausert. Sie sind heller geworden, transparenter, kundenfreundlicher. Sogar Kaffeemaschinen und Grünpflanzen stehen da. Und das ist gut so. Der Staat begegnet seinem Bürger heute nicht mehr von oben heran, sondern als Dienstleister. Die Mitarbeiterinnen tragen Namensschilder, sind geschult und freundlich. Und helfen einem auch dann, wenn man – wie in unserem Fall – so schlau ist, beim Fotoautomaten die falschen Geldstücke einzuwerfen.
Wer sich auf Augenhöhe begegnet, muss sich auch gegenseitig in die Augen blicken können
Am Fotoautomaten – zweitens – fällt auf: So anfassbar und erkennbar der Staat sich hier präsentiert, so erkennbar muss auch der Bürger sein. Es entbehrt nicht einer gewissen Komik, dieses Poster, das an den Passbildautomat gepinnt ist: Grüne Haare ins Gesicht – sieht nicht nur aus wie „Shrek“, sondern geht nicht, weil der Mensch drunter nicht erkennbar ist. Schwarze Autonomenkappe geht nicht. Und Schleier geht natürlich auch nicht
Drum ist es mehr als eine Lokalposse, dass ausgerechnet bei einem Frankfurter Bürgeramt jetzt eine Muslima mit Burka arbeiten will. Geht gar nicht. Wir wollen eine moderne Verwaltung. Wir haben jahrelang dafür gekämpft, dass wir als Bürger alles von diesem Staat erfahren dürfen, was er weiß. Informationsfreiheitsgesetz heißt das, noch ist es nicht perfekt ausgeführt, aber die Idee ist: Der Staat lässt sich in die Karten gucken. Und natürlich auch ins Gesicht.
Das war alles auch in Deutschland mit seiner langen Tradition von Obrigkeitsstaat nicht einfach durchzusetzen. Und es ist auch noch nicht perfekt. Aber die Richtung stimmt, wir modernen Bürger und Patienten und Verbraucher begegnen unseren Beamten und unseren Ärzten und unseren Geflügelherstellern so gut es geht „auf Augenhöhe“. Dazu müssten wir ihnen halt auch in die Augen gucken können. Wer sich freiwillig verschleiert, soll dann bitte woanders arbeiten.
Ist doch mMn auch kein
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