chrismon: Haben Sie schon mal ein ungeliebtes Geschenk zurückgegeben?
Gunda Borgeest: Ja, da hat mir ein Freund ein Kunstwerk geschenkt, das konnte ich einfach nicht aufhängen. Ich habe es als düster und unheimlich empfunden. Das habe ich ihm gesagt – eigentlich ein guter Moment, weil es ehrlich war und, so sagte er mir später, nicht verletzend. Ich war ihm ja trotzdem dankbar für die Mühe, die er sich gemacht hat. Wir haben dann gemeinsam ein ganz anderes Kunstwerk vom gleichen Künstler ausgesucht. Der Akt des Schenkens ist aus meiner Sicht viel wichtiger als das Geschenk selbst.
Wann rufen Menschen Sie an und sagen: Frau Borgeest, ich brauche Ihre Hilfe?
Unordnung hat in den allermeisten Fällen mit Scham zu tun. Mich rufen häufig Menschen an, die schon sehr viel versucht haben, allein, mit dem Partner oder mit Freunden. Das Problem dabei kann sein, dass helfende Verwandte oder Freunde dann die Ordnung "verordnen", die zu ihnen passt, aber nicht zu dem Menschen, dem sie helfen möchten. Nach dem Motto: "Heb doch nur die Bücher auf, die du noch nicht gelesen hast. So mache ich das auch!" Man kann aber seine individuellen Ordnungsvorlieben nicht einfach auf einen anderen Menschen übertragen.
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