28.08.2023

Liebe Leserinnen und Leser,

vielen Menschen hat kühles Regenwetter in diesem Jahr den einen oder anderen Urlaubstag versaut. Bei mir war es der Anblick der Fichten in einem der naturbelassensten Täler Österreichs, in dem wir Stammgäste sind. Da war teilweise kein Grün mehr zu sehen, nur noch Braun. An anderen Stellen ist alles kahl, wo vor einem Jahr noch Bäume standen. Das wirkt wie riesige Narben an den Berghängen. Der Borkenkäfer hat zugeschlagen. Spätestens jetzt beginnt sie, die Suche nach dem Wald der Zukunft auch in den höheren Lagen der Alpen.

Vier von fünf Baumkronen in Deutschland sind licht; eine Waldfläche, fast siebenmal größer als Berlin, ist zerstört. Die Ursachen für das Waldsterben sind vielfältig - die Klimakrise gehört dazu, sie hat in den vergangenen Jahren zu Orkanen oder langen trockenen Perioden geführt. Bäume, die Trockenstress haben, können sich schlechter gegen Schädlinge wehren. Auch andere Probleme sind menschgemacht: Weil Fichten schnell wachsen und Holz knapp war, wurden sie nach dem Krieg in Monokulturen angebaut wie Mais auf Feldern. Dabei gehören Fichten in hohe Lage. Nun ist der Wald kaputt.

Wald? Eigentlich müsste ich Forst schreiben. Forst besteht meist nur aus gleich alten Bäumen einer Art. Kann auch schön sein - ist aber nichts gegen den Wald, den mir Wilhelm Bode und Holger Weinauge in Mecklenburg gezeigt haben. Weinauge ist der Besitzer des Waldes, Bode sein regelmäßiger Gast. Hier kann der Forstakademiker und Buchautor Videos für seinen Youtube-Kanal "@Dauerwald" drehen, um zu zeigen, wie ein Kompromiss aussehen kann zwischen den so anfälligen Altersklassenforsten einerseits und den Zurück-zum-Urwald-Träumen andererseits.

Wälder komplett der Natur zu überlassen, ist ein hipper Gedanke. Aber wer das will, kann auch kein Holz ernten, das wir brauchen (zum Bauen, bitte nicht zum Verbrennen!). Und Holz zu ernten, ist im Dauerwald, einer über 100 Jahre alten Form der Waldbewirtschaftung, möglich.

Was ein Dauerwald ist und warum er der Klimakrise besonders gut trotzen kann, lesen Sie in meinem Porträt über Wilhelm Bode, in das wir viele Fotos von unserem Kollegen Jonas Walter eingebaut haben. Kommen Sie doch gern mit in den Wald!

Eine erkenntnisreiche Woche wünscht Ihnen aus der chrismon-Redaktion

Ihr Nils Husmann