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Die Decke hat ein Loch, die Wände sind porös, wenn es stark regnet, weichen die Lehmböden auf. Eine kleine Erschütterung könnte ausreichen und die Schule in der von Erdbeben heimgesuchten Region würde in sich zusammenstürzen.
Hier lernen täglich über 2000 Mädchen zwischen 6 und 20 Jahren aus der Stadt Masar-i-Scharif im Norden Afghanistans. Als Notbehelf stehen auf dem Gelände noch fünf Zelte bereit. 65 Lehrerinnen unterrichten in Schichten. Eng gedrängt sitzen die Kinder im Klassenraum an Tischen oder auf dem Boden. Sie wollen lernen: Farsi und Englisch, Mathe, Physik, Chemie. Naturwissenschaften sind ein Schwerpunkt in der Gawharshad-Begum-Mädchenoberschule.
Wie helfen in Afghanistan? Diese Frage stellen sich fast alle NGOs, die trotz der Machtübernahme der Taliban im Land geblieben sind. Monat für Monat erschweren neue Erlasse ihre Arbeit, so erging im Dezember 2022 ein generelles Arbeitsverbot für Frauen in ausländischen Hilfsorganisationen.
Der deutsche Verein "Afghanistan-Schulen" will trotz allem weiter daran arbeiten, dass die Kinder in der Begum-Oberschule sichere Klassenräume haben. Das marode Gebäude soll endlich einem dreistöckigen Neubau weichen. 730 000 Euro wird das kosten. Den größten Teil zahlt das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit. Der Verein gibt 73 000 Euro an Spenden dazu. Dafür braucht es eine Machbarkeitsstudie von Hannelore Börgel. Sie ist unabhängige Gutachterin für Entwicklungshilfeprojekte, war schon öfter in Afghanistan und besuchte im November 2022 im Auftrag von "Afghanistan-Schulen" Masar-i-Scharif.
Was sie am meisten beeindruckte auf ihrer Reise? "Wie die Menschen den Alltag meistern", sagt Börgel. Die Taliban handeln willkürlich und können mit einem Fingerzeig Lebenspläne zerstören. So dürfen Mädchen in Kabul beispielsweise keine weiterführenden Schulen und Universitäten besuchen, in Masar-i-Scharif dagegen schon (Stand Januar 2023).
Hier wie in vielen anderen Regionen regieren unabhängige Gouverneure, sagt Börgel. Sie seien an einer Schulbildung für Mädchen interessiert; sie wollten, dass ihre Töchter zu Ärztinnen gehen können, wenn sie krank sind. Auf die Frage, wieso ihr Mann ihr erlaube zu arbeiten, habe eine Lehrerin aufgelacht: "Der? Mir verbieten? Ich bin die Einzige in der Familie, die überhaupt noch Geld verdient."
Jeder zweite Mensch in Afghanistan ist vom Hunger bedroht. Die ausländischen Medien berichten viel über dieses Elend, aber zu wenig über die "andere Seite", sagt Börgel: 20 Jahre lang hätten Regierungsorganisationen wie private Vereine in dieses Land investiert und eine Basis gelegt: Widerstandsgeist. Bildung. Auf diese "Saat" hofft Hannelore Börgel: "20 Jahre lassen sich nicht mit einem Radiergummi ausradieren."
Anmerkung der Redaktion: Der Verein Afghanistan Schulen eV war schon mehrmals Thema bei chrismon - das erste Mal 2004. Aktuelle Informationen gibt es auch auf der Facebook- und Instagram-Seite
Der Verein engagiert sich seit den 1990ern im Nordwesten Afghanistans, betreut heute 15 staatliche Schulen in Masar-i-Scharif und 72 in der Region Andkhoi, auch für Jungs. Er hat eigene Projekte mit über 100 Angestellten. Mit 70 Euro finanzieren Sie einen Tisch mit Bank im Neubau.
Bankverbindung: Hamburger Sparkasse,
IBAN: DE37 2005 0550 1008 2258 05
Hier können Sie direkt online spenden.
Spendenstichwort: chrismon