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„Mit Essen spielt man nicht!“, sagte meine Mutter, wenn ich gedankenverloren auf meinem Teller herumrührte. Die Kriegsgeneration war immer darauf bedacht, nichts leichtsinnig zu verplempern, was es auf den Tisch geschafft hatte. Respekt vor dem Essen ist nach wie vor angebracht. Es stellt keine Selbstverständlichkeit dar, wenn man genug davon hat - und das dann noch in der Vielfalt, wie wir sie in unserem Land kennen.
Der Satz „mit Essen spielt man nicht“ hat eine dunkle Seite. Jahrelang habe ich mich trotz ärztlicher Empfehlung nicht getraut, Quark auf Entzündungen zu legen, obwohl die Milchsäurebakterien gegen manche Schmerzen geholfen hätten. Meine Mutter setzte zwar selbstgemachten Zwiebelsaft gegen Husten ein, mixte Breis gegen Magen-Darmbeschwerden und gab einem Salbeitee zum Gurgeln - aber das wanderte in den Körper hinein.
Quark macht stark
Nichts wurde irgendwo außen draufgeklatscht und damit als Lebensmittel verschwendet. Quark batzt man nicht auf Gelenke, Prellungen, Blutergüsse und Sonnenbrand. Dachte ich. Bis ich den Mut fasste, zwar nicht mit Essen zu spielen, es aber zur Heilung einzusetzen. Ich bin dankbar für die Möglichkeiten, die die Natur bietet, um gesund zu werden. Nun habe ich tapfer ein neues Kapitel aufgeschlagen.
Essen macht nämlich auch schön. Ich habe einen Kurs namens „Spa Kitchen“ besucht. Man lernt dort, Produkte aus der Küche herzustellen, die einen, na, mindestens gepflegter machen. Dewi, so hieß meine Lehrerin, die aus Bali stammt, raffelt frische Gurke - das kennt man - und wickelt die Fitzel in Gazesäckchen. Man kann auch Baumwolle nehmen. Fünf Gramm geriebene Gurke auf jedes Auge und sie funkeln wieder.
Als nächstes mischt Dewi Olivenöl 1:1 mit Aloe Vera-Gel. Perfekt, um das Gesicht zu reinigen. Dann wird es komplexer. Sie nimmt fünf Tropfen Weihrauch-Öl und gibt das zu drei Stücken echtem Weihrauch. Darauf kommen 100 ml Wasser. Dewi empfiehlt zur Verfeinerung Rosenwasser. Wer das verwendet, bekommt strahlende, straffe Haut, die Zellen werden geschützt und der Alterungsprozess verlangsamt sich. Sagt Dewi. Sie sieht sehr jung aus, aber das ist sie auch.
Aus zwei EL kleinstgehackten Walnüssen, drei EL Joghurt und einem EL Olivenöl fertigt sie eine Hand- und Fußpaste, die man aufträgt und abrubbelt. Hände und Füße werden seidenweich. Dewi hat das an mir ausprobiert. Selber experimentieren muss ich mit ihrem Body-Scrub aus anderthalb Tassen grobem Salz, vier EL Olivenöl, zwei ausgepressten Zitronen und zwei Gramm zerriebenem Rosmarin. Alle Produkte halten eine Woche im Kühlschrank.
Dann kann man von vorne anfangen. Ja, diese Art von Küchenkosmetik kostet Zeit. Bei Weihrauch und Rosenwasser manchmal auch ein bisschen Geld, wenn man es nicht aus dem Orient mitbringt. Aber in der Pflege des eigenen Körpers steckt viel Dankbarkeit für das, was einem geschenkt ist. Was sagst du, Mama? Ich nehme von Rosenwasser bestimmt auch etwas zum Backen ….
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