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Corsage (Deutschland/Österreich/Frankreich/Luxemburg 2022)
Die "Sissi"-Filme mit Romy Schneider gehören zu den erfolgreichsten deutschsprachigen Filmproduktionen – und irgendwie zur DNA der Bundesrepublik. Verschiedene Regisseure haben sich danach an diesem Mythos abgearbeitet. Aber niemand räumte damit so gründlich auf wie die Österreicherin Marie Kreutzer, die in ihrem aktuellen Film die Kaiserin in der Midlife-Crisis zeigt, essgestört, fitnessbesessen, rauchend, genervt. Und durchaus widerständig: Diese Sisi arbeitet beständig gegen den Zeitgeist und ein Zeremoniell, das Frauen auf die Plätze verweist. Eindrucksvoll in der Hauptrolle: die gerade vielbeschäftigte Luxemburgerin Vicky Krieps ("Das Boot", "Bergman Island", "The Survivor").
Ausführliche Kritik bei epd Film.
Regie und Buch: Marie Kreutzer. Mit: Colin Morgan, Vicky Krieps, Finnegan Oldfield, Tamás Lengyel, Manuel Rubey, Jeanne Werner. Länge: 113 Minuten. FSK: ab 12 Jahren.
Willkommen in Siegheilkirchen (Österreich, Deutschland 2021)
Der 2015 gestorbene Österreicher Manfreid Deix gehört zu den prominentesten Karikaturisten im deutschsprachigen Raum, seine Arbeiten sind etwa in der "Titanic" und im "Stern" erschienen. Wer sie kennt, wird ahnen, dass auch dieser Animationsfilm über ihn nicht mit zartem Strich arbeitet, sondern mit krassen Übertreibungen. "Siegheilkirchen" führt zurück in die Jugend von Deix, in die späten Sechziger, als der "Muff von tausend Jahren" noch in schweren Schichten über der niederösterreichischen Provinz lag. Hier schlägt sich ein "Rotzbub" nicht nur mit typischen Pubertätsproblemen herum, sondern auch mit Rassismus, Altnazis und alltäglichem Stumpfsinn. Gut, dass ein Hauch Gegenkultur durch den Film weht, bei dem der auf "alternative Heimatfilme" spezialisierte Marcus H. Rosenmüller ("Beste Zeit"-Trilogie) zusammen mit Santiágo López Jover Regie geführt hat.
Ausführliche Kritik bei epd Film.
Regie: Marcus H. Rosenmüller, Santiágo López Jover. Buch: Martin Ambrosch. Stimmen: Markus Freistätter, Gerti Drassl, Mario Canedo, Maurice Ernst. Länge: 85 Minuten. FSK: ab 12 Jahren.
Rifkin’s Festival (Spanien/USA/Italien 2020)
Der 49. Woody-Allen-Film kommt mit einiger Verzögerung in unsere Kinos. "Rifkin’s Festival" ist im Sommer 2019 im baskischen San Sebastián entstanden, dessen jährlich stattfindendes Filmfest die Kulisse liefert für eine Komödie um einen gesetzten, hypochondrischen, mit einer Schreibblockade geschlagenen Filmprofessor. Der dümpelt im Kielwasser seiner deutlich jüngeren Frau, die als PR-Agentin einen attraktiven Regie-Shooting-Star betreut. Ist da noch mehr als eine professionelle Beziehung am Laufen? Die Psychokrise des Professors entwickelt sich, wie immer bei Allen, ausgesprochen wortreich. Und bewegt sich auch sonst konsequent innerhalb des bekannten, stadtneurotischen Universums - Starensemble inklusive.
Ausführliche Kritik bei epd Film.
Regie und Buch: Woody Allen. Mit: Elena Anaya, Louis Garrel, Gina Gershon, Wallace Shawn, Sergi Lopez, Christoph Waltz. Länge: 92 Minuten. FSK: ab 12 Jahren.
Das Pfauenparadies (Italien, Deutschland 2021)
An einem sonnigen, windigen Tag im Winter, irgendwo in Italien, versammelt sich eine Großfamilie in einer Wohnung nahe des Meers, um den Geburtstag einer alten Dame zu feiern. Inmitten der obligatorischen Festtagslaune deuten sich schon bald Störungen und Brüche an: Trauer und Neid, eine geheim gehaltene Trennung, sexuelle Spannungen, Geschwisterkonkurrenz. Der mit Dominique Sanda und Alba Rohrwacher beachtlich besetzte dritte Kinofilm von Lena Bispuri ("Sworn Virgin", "Meine Tochter") ist ein Kammerspiel mit einer schwer überschaubaren Menge von Figuren, gelegentlichen Anflügen von Surrealität und einer Konfliktakkumulation, die am Ende die inszenatorisch gelungenen Momente unter sich begräbt.
Ausführliche Kritik bei epd Film.
Regie: Laura Bispuri. Buch: Silvana Tamma, Laura Bispuri. Mit: Dominique Sanda, Alba Rohrwacher, Maya Sansa, Carlo Cerciello, Fabrizio Ferracane. Länge: 89 Minuten. FSK: ab 12 Jahren.