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Wie geht es Ihnen, haben Sie schon Ihr altes Tempo wieder aus der Zeit vor Corona? Hier − geht so. Neulich hatte ich eine Dienstreise geplant wie früher: morgens Interview am Bodensee, abends Lesung im Schwarzwald, am nächsten Morgen Meeting in Frankfurt am Main. Früher easy, jetzt quälte mich der Terminstau so, dass ich einen davon absagte. Und war beruhigt, dass es anderen auch so geht. In "postpandemischer Begeisterung" habe er sich zu viel aufgeladen, schrieb uns ein Professor, den wir zum Interview einluden. Vor lauter Freude über Treffen live und in Farbe haben wir uns den Kalender zu voll gestopft.
Aber das ist nicht das einzige Problem. Ich lauschte unlängst dem Gedächtnisforscher Hans Markowitsch, der erklärte, wie vor allem Kinder nachhaltig leiden durch Corona und Krieg. Erst hatten sie Angst, die Oma anzustecken, jetzt haben sie Angst vor dem Krieg. Wenn man sich über lange Zeit so hilflos fühlt, lässt die "Plastizität" des Gehirns nach, sagte der Forscher. Das heißt: Es werden weniger Verbindungen geknüpft, man stumpft eher ab. Nun bin ich zwar kein Kind, aber der Rat, den der Psychologe für die Jüngsten parat hatte, passt für mich auch: andere Hirnareale aktivieren, statt des dritten Termins im Kalender lieber Gitarre spielen oder zum Yoga.
Gar nicht gewöhnen wollen wir uns an die dramatischen Preissteigerungen bei Papier und Rohstoffen. Wir machen im Juli und August dünnere Hefte. Zum Glück können Sie immer mit uns verbunden bleiben – über Newsletter, Blogs und Webinare. Wie machen Sie das mit dem alten und dem neuen Tempo? Schreiben Sie uns!
Liebe Frau Ott,
Liebe Frau Ott,
Ihrer Anregung - schreiben Sie uns! - will ich gerne folgen um Ihnen zu sagen, wie sehr ich ihr Magazin schätze. Die Vielfalt der Themen und die verschiedenen Sichtweisen sind eine echte Bereicherung. Und was den Papiermangel angeht: es kommt ja nicht auf die Dicke des Heftes an, sondern auf den Inhalt – und da liegen Sie richtig!
Sonnige Grüße aus München,
Ihr Jürgen Gessner
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Da hätte ich mir von
Da hätte ich mir von "Chrismon" doch weniger Klischees erhofft! So einfach wie Frau Ott habe ich es leider nicht: Ich kann Termine nicht einfach absagen, die sich jetzt in der Zwischencoronazeit häufen (viel mehr als vorher, weil alles nachgearbeitet und vorgearbeitet werden muss). Ich kann leider auch nicht Bahn fahren, weil alle meine Versuche zu stundenlangen Verspätungen, nicht erlaubten Einfahrten in Großstädten wegen überlasteter Strecken, verpassten Anschlüssen und fehlenden Informationen (weil selbst die Bahn Mitarbeitenden nicht mehr durch das Chaos blicken) führen. Das alles mit dem Ice, nicht mit dem Neun Euro Ticket.Bei meiner letzten BAhnfahrt kam die Durchsage "wir wissen leider auch nicht, warum wir jetzt wieder stehen. Aber Sie werden alle Anschlüsse verpassen". Und ein Mitarbeiter, den ich auf dem Boden sitzend antraf und fragte, ob er im Dienst sei, antwortete mir: "seh ich so aus"?
Ja, ich möchte auch nicht Auto fahren. Aber was soll ich machen, wenn die Arbeitsstelle, in deren Fahrrad Nähe wir ein Haus gekauft hatten, ohne Begründung geschlossen wird und ich nun 40 km zum Arbeitsplatz habe? Fahren Sie das mit dem Rad morgens in der Dunkelheit? Neulich hatte ich einen Gottesdienst 20km entfernt um 9.00h, da habe ich schon um 7.30h auf dem Rad gesessen und das als Gottesdienst vor dem Gottesdienst erlebt, aber das geht leider nur selten.
Und zum digitalen Papierersatz durch virtuelle Angebote? Man vergisst ja leicht, dass alle diese Zoom-Ersätze einen immensen CO2 Ausstoss haben.
Und das jedenfalls ist etwas, das ich unbedingt wieder zurück haben möchte aus der Vor-Corona-Zeit: Wieder in Ruhe etwas lesen können und anfassen können, nicht ständig meine Augen überanstrengen indem ich in ein viereckiges Licht blicken muss. Also in Ordnung, dünnere Zeitung.
Aber ganz sicher werde ich nicht deshalb im Netz nach Ersatz suchen und mich weiter mit virtuellen Nachrichten überfordern.
Bitte etwas differenzierter berichten.
Suse Günther
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Alles wie vorher?
Gute Frage, sehr geehrte Frau Ott. Das regt mich sehr zum Nachdenken an und ich unterbreche die Zubereitung des Abendessens ….
Ja, so ist es und wenn ich genau nachdenke, gab es für uns keine Pause, kein Luftholen. Wir sind Hausverwalter und gewohnt wird immer und während der Pandemie haben viele Menschen sich intensiver mit ihren Wohnungen, ihrem Umfeld und den Kleinigkeiten und dem Leben außerhalb des Büros oder des sonstigen Arbeitsplatzes auseinandergesetzt. Und wir waren da. Keine Atempause.
Also kann ich sagen, alles wie vorher ohne Unterbrechung ins Jetzt.
Vielen Dank für die Gestaltung dieser Ausgabe und da insbesondere die Fragen an Fabian Hinrichs.
Mit sonnigen Grüßen
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Was man doch immer wollte.
Was man doch immer wollte. Mehr Ruhe, Zeit, Musse, für Euch, Familie, Hobby, Gesundheit. Auch nicht recht. Denn mehr Sofa, TV, Gewicht, Alkohol, Streit bedeuten auch weniger positiven Stress, Kontakte, kognitive Anforderungen, Leistungen, Erfolge, Anerkennung. Die schönsten Wünsche werden zum Problem.
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