IRAQ. Qaraqosh. March 2021. At the pilgrimage site on the outskirts of Qaraqosh, some children play around the crucifixes.
Lorenzo Meloni/Magnum/Agentur Focus
"Wir sind zurück"
Wie heilt man ein zerstörtes Land? Emanuel Youkhana, Gründer und Direktor des Hilfswerks CAPNI, versucht, vertriebene Christen wieder in den Irak zu holen.
Portrait Burkhard Weitz, verantwortlicher Redakteur für chrismon plusLena Uphoff
08.04.2022

chrismon: Herr Erzdiakon Youkhana, vor dem 9. April 2003 lebten vermutlich über 200 000 Christen in Bagdad. Heute sind es nur noch
20 000. Warum wanderten seit 2003 so viele christliche Irakerinnen und Iraker aus?

Emanuel Youkhana: An diesem 9. April kollabierte das totalitäre System von Saddam Hussein, nachdem die USA den Irak angegriffen hatten. Feuerwehren, Schulen, Verwaltungen, alles hörte auf zu existieren, alle gingen nach Hause. Im Irak sind wir an den Wechsel von Autokraten gewöhnt: Du wachst auf, ein neuer Diktator regiert das Land. Du nimmst das Bild vom alten Diktator von der Wand und hängst das neue Bild auf. 2003 war anders. Ein Vakuum entstand in weiten Teilen des Landes. Der Staat funktionierte nicht mehr, und nach und nach kamen wir Christen im nicht kurdischen Teil der Ninive-Ebene unter den Einfluss von radikalen Schiiten, die Nichtmuslime terrorisierten und Kirchen angriffen. Banden entführten Väter und Kinder aus christlichen Familien und verlangten Lösegeld. Sie überfielen und plünderten christliche Häuser. Hunderte Familien gingen in diesen Jahren nach Deutschland, viel mehr noch in andere Länder. Meine assyrische Kirche hatte sechs Gemeinden in Bagdad, jetzt sind es noch drei.

Am 6. August 2014 riss die Terrororganisa­tion "Islamischer Staat" (IS) die Macht in ­der Ninive-­Ebene an sich. Wo waren Sie an diesem Tag?

In Deutschland. Wenige Tage später reiste ich in den Irak. Ich wollte bei meinen Leuten sein, bis der IS wieder geht. Aber er ging nicht.

Emanuel Youkhana

Pater Emanuel Youkhana, Jahrgang 1959, ist Erzdiakon der ­Assyrischen Kirche des Ostens. Er ist Gründer und Direktor des christlichen ­Hilfswerks CAPNI, das Häuser und Schulen baut, mobile Kliniken betreibt, Not­hilfe ­organisiert (etwa 2014 während des Völkermords an den Jesiden) und Verständigung ­zwischen den ­Religionen sucht. 1996 floh Youkhana nach einem Mord­anschlag nach Deutschland, wo seine Familie seither lebt. Der Erz­diakon arbeitet in Duhok, Irak. 1996 bis 1998 arbeitete er als Gemeindepfarrer in Deutschland und Österreich.

Und Ihre Leute, die christlichen Familien?

Sie flohen. Der IS war ab Mitte Juni 2014 in Mossul. Es gab muslimische Einwohner, die mit der Terrorgruppe sympathisierten, sie willkommen hießen. In den ersten drei Wochen mussten Christen eine Sondersteuer bezahlen und sich "islamisch" kleiden, mit Schleier und allem. Aber warum soll man unter der Scharia leben? Nur wenige blieben. Dann hieß es: Werdet Muslime oder geht! Also ging auch der Rest. Anfang August zog der IS nach Norden in Richtung der kurdischen Gebiete, nach Schingal. Alle sahen, was mit den Jesiden geschah . . .

. . . Menschen wurden ermordet, vergewal­tigt, versklavt. Ein Völkermord.

Und als der IS drei Tage später, am 6. August 2014, in die Ninive-Ebene einzog, flohen alle Christen.

Syrisch-katholische Kathedrale in Mossul. Ein Sicherheitsbeamter patrouilliert in den Trümmern

Ninive-Ebene heißt die Gegend um ­Mossul, wo traditionell viele Christen leben. Im ­Oktober 2016 wurde die Ebene vom IS befreit. Kehrten die christlichen Einwohner zurück?

Ich sage nicht "befreit". Die Region, die der IS kontrolliert hatte, wurde zurückerobert. Der IS hat die Kontrolle über die Gebiete abgeben müssen, aber er kontrolliert noch heute das Denken vieler Sunniten. Auch das hält viele Christen davon ab, zurückzukehren.

Fotos zeigen, wie Männer aus dem Holz verkohlter Kirchenbänke Kreuze machten und sie aufrichten. Warum taten sie das?

Am Anfang waren das christliche Pesch­merga, also Christen unter den kurdischen Soldaten, die als Erste die Gebiete zurücker­oberten, noch bevor die irakische Armee kam. Wann immer der IS in einem christlichen Dorf oder einer Stadt besiegt war, haben sie die hölzernen Kreuze aufgerichtet, um zu ­zeigen: Wir sind zurück, wir gehören hierhin.

Der IS hat die Kirchen zerstört und auch das Kloster Mar Behnam aus dem zwölften Jahrhundert südöstlich von Mossul. Wie haben Sie die Kirchen vorgefunden?

Auch Friedhöfe wurden verwüstet. Manche Kirchen waren Ruinen. Mar Behnam war beschädigt, der Altar zerborsten, Fenster eingeworfen, Schmierereien an den Wänden.

Portrait Burkhard Weitz, verantwortlicher Redakteur für chrismon plusLena Uphoff

Burkhard Weitz

Burkhard Weitz war als chrismon-Redakteur bis Oktober 2022 verantwortlich für die Aboausgabe chrismon plus. Er studierte Theologie und Religionswissenschaften in Bielefeld, Hamburg, Amsterdam (Niederlande) und Philadelphia (USA). Über eine freie Mitarbeit kam er zum "Deutschen Allgemeinen Sonntagsblatt" und war mehrfach auf Recherchen in den USA, im Nahen Osten und in Westafrika. Seit November 2022 betreut er als ordinierter Pfarrer eine Gemeinde in Offenbach.

Agentur Focus - Die Fotograf*innen UG i.Gr.

Der Magnum- Fotograf Lorenzo Meloni besuchte in den letzten acht Jahren immer wieder den Irak und berichtete mit eindringlichen Fotografien über die Notlage der christlichen Minderheit.

Wie fühlt es sich heute an, in einer wiederaufgebauten Kirche zu stehen?

Nach wie vor haben wir Christen eine enge Verbindung zu unseren Kirchen. Wir wurden dort getauft, haben die Kommunion empfangen und geheiratet, haben unsere Lieben auf den Friedhöfen begraben. Bei uns ist die ­Kirche nicht nur für Gottesdienste wichtig. Sie ist auch das soziale und kulturelle Zentrum, wo man sich versammelt, sogar um Rechtsstreitigkeiten zu entscheiden. Kirchen stehen oft erhöht auf einem Hügel. Ein großes Kreuz signalisiert bis weit in die Ebene hinein: Wir Christen sind da. Oben auf dem Hügel fühlt man sich stark, auch als kleine Minderheit.

Gebet im Kloster der Mart (Heiligen) Barbara in Karamlesh. Die Terrororganisation Islamischer Staat hatte das Gebäude als Militärlager
genutzt

Kehren die christlichen Familien nun langsam zurück?

Je nachdem, wo Sie hinschauen. Im Nordirak, in der kurdischen Autonomieregion, ist die kulturelle Vielfalt für die säkulare kurdische Regierung eine Art Aushängeschild. Damit werben die Kurden für sich. Dort wächst die Zahl der Christen wieder. Das stimmt mich hoffnungsvoll. Den südlicheren und größeren Teil der Ninive-Ebene verwaltet der irakische Zentralstaat. Dort ist es oft sehr schwer, vertriebene christliche Familien zur Rückkehr zu bewegen. Nehmen wir Batnaya, einen Ort nördlich von Mossul, ich nenne ihn "Dresden der christlichen Iraker". Hier wurde ein gewaltiger Schaden angerichtet, alles wurde vom IS und in den Kämpfen zerstört. Früher lebten hier fast ausschließlich christliche Familien. Nun haben schiitische Milizen den Ort übernommen. 80 Familien sind schon zurück­gekehrt, es werden mehr. Die Hilfsorganisa­tion CAPNI unterstützt den Zuzug. Nicht ­überall läuft es so gut. In Telkeif, einem Ort etwas ­näher an Mossul, wollte CAPNI 46 ­Häuser für christliche Familien bereitstellen. Am ­Ende kamen nur 16 Familien. Wir fürchten, dass sie ihre Häuser wieder verkaufen werden.

Im März 2021 feierte Papst Franziskus ­eine Messe in der größten Stadt der Ninive-­Ebene, in Mossul. Sind christliche Familien dorthin zurückgekehrt?

Nein, wir haben Mossul verloren. Vor fast 2000 Jahren begannen wir, hier zu beten. Das Weihnachtsgeläut erklang zuletzt 2013. Das Fernsehen zeigte die Messe, aber nicht den ­Militärkonvoi, der den Papst und den Patriarchen begleitet hat. Auch nicht, dass man die Christen mit Bussen in die Stadt gebracht ­hatte. In Mossul gibt es kein öffent­liches christliches Leben mehr. Dabei ging es den Christen in Mossul früher sehr gut. ­Unter ­ihnen gab es viele akademisch Gebildete: Ärzte, Anwältinnen, Professoren. Sie konnten es sich leisten, nach Übersee zu fliehen.

"Die Geschichte des Landes wird ohne uns erzählt"

Was änderte der Papstbesuch für die christlichen Gemeinden?

Das fragte mich auch der schiitische Ayatollah Ali as-Sistani kürzlich. Er bat mich um einen Vortrag zum Thema. Ich sagte ihm: "Da gibt es nichts zu erzählen." Die Politiker be­teuern: "Ihr seid wichtig, ihr gehört dazu, Christen sind die Wurzel des Landes, Christen, Christen, Christen", aber im Schulunterricht der Kinder, da geht alles weiter wie gehabt.

Links: Vorbereitung auf den Papstbesuch im März 2021 in Qaraqosh.
Rechts: Gewehrmagazine und Devotionalien in der niedergebrannten
Marienkirche von Qaraqosh.

Was meinen Sie?

Als 2008 schiitische Milizen christliche ­Kirchen attackierten, äußerte der damalige Premierminister Nuri al-Maliki sein Mitgefühl und sprach über uns, als müsse man uns wie Zugewanderte, wie Ausländer tolerieren. Al-Maliki wusste offenkundig nicht, dass in seinem Land schon immer eine nicht muslimische Bevölkerung gelebt hat, lange vor dem Islam: Jesiden, Juden, Mandäer – die Johannes dem Täufer nachfolgen – und Christen. Und al-Maliki konnte es auch gar nicht wissen. Er hat es nie gelernt. Bis heute erfährt kein irakisches Kind davon in der Schule. Die Geschichte des Landes wird ohne uns erzählt. Auch deshalb konnte der IS uns so leicht ­herausgreifen und verfolgen.

Werden Christen noch immer verfolgt?

Nein. Wir sind hier nicht in Nordkorea. Wir können unsere christlichen Gottesdienste ­feiern, kein Problem. Aber die Regierung muss einräumen: Diskriminierung haben wir nach wie vor.

Ein Beispiel.

Wenn ein Elternteil muslimisch ist oder wird, werden alle Kinder als muslimisch registriert. Die Kinder dürfen nicht selbst entscheiden, wenn sie erwachsen sind. Ich nenne Ihnen noch ein Beispiel: Ein ­Verfassungsartikel besagt: Kein Gesetz darf den ­internationalen Menschenrechten widersprechen. Ein anderes Gesetz besagt: Kein Gesetz darf der ­islamischen Scharia wider­sprechen. Konflikt­fälle gehen vor den Obersten Gerichtshof, und dem ­gehören Mitglieder des hohen islamischen Klerus an.

"Sie haben nicht die Wahl"

Wie wirkt sich das aus?

Wieder ein Beispiel: In Bagdad wird der Verkauf von Alkohol verboten. Klingt für ein mehrheitlich muslimisches Land vielleicht nicht überraschend, Muslimen ist der Verkauf ohnehin verboten. Aber genau deshalb ­treffen solche Gesetze ausschließlich christliche ­Ladenbesitzer, die sich schon immer auf diese Marktlücke eingestellt haben.

Wohin ziehen christliche Familien, wenn sie aus dem Irak auswandern?

Sie haben nicht die Wahl. Entweder gelingt es ihnen, sich bereits ausgewanderten An­gehörigen in den USA oder Europa anzuschließen. Oder sie versuchen, mit Schleppern in irgendein sicheres Land zu kommen, wo sie dann auch bleiben müssen. Oder sie bewerben sich für das UN-Resettlement-Programm, dann bestimmt der Zufall, ob sie wegkommen und, wenn ja, wohin. Irakische Christen sind überall auf der Welt. Meine Frau hat fünf Schwes­tern und drei Brüder. Die Älteste ist im Irak geblieben, sie ist Witwe und hat drei Söhne: einen in Großbritannien, einen in Australien, der Jüngste war in Schweden – musste aber zurück in den Irak, Asylantrag abgelehnt. ­Eine Schwester ist in Sydney, Australien, eine in Dänemark, zwei weitere und meine Frau sind in Deutschland. Ein Bruder ist in den ­Niederlanden, ein anderer in Schweden.

Ehrenamtlicher in der Mar Addai Kirche in Karamlesh mit einem Kreuz aus verbrannten Holzbänken

Wie sehen irakische Christen Deutschland?

Grundsätzlich positiv. Natürlich ängstigt viele der anwachsende Neonazismus. Aber Deutschland ist gut organisiert, kümmert sich um seine Bürger. Die Integrations­beauftragte der Bundesregierung ist eine irakische ­ Christin, Reem Alabali-Radovan. Sie kam mit sechs Jahren nach Deutschland. Das zeigt: Wenn du begabt bist, kannst du in Ländern wie Deutschland und Schweden alles werden.

Im Irak nicht?

Nein, nicht da, wo wir seit Jahrtausenden ­leben. Auch das ist ein Grund, die Heimat zu verlassen.

Sie versuchen, christliche Familien zu überzeugen, im Irak zu bleiben. Warum?

Es ist unsere Heimat, wir wollen uns nicht vertreiben lassen. Seit 2000 Jahren gibt es hier Christen. Wir sprechen noch die Sprache Jesu, Aramäisch; sie, unsere Religion, unsere Art zu leben, alles würde sonst verschwinden.

Finden Sie es gut oder schlecht, wenn irakische Christinnen und Christen in sicheren Ländern ansiedeln und heimisch werden?

Natürlich bietet das Leben in Deutschland, Schweden und den USA gute Möglichkeiten. Gleichzeitig werden die irakischen Diasporakirchen in einem Land wie Deutschland nicht lange ihre Identität bewahren. Meine Kinder reden mit uns aramäisch, untereinander aber deutsch. Es geht schnell, dass sich nicht mal Cousinen und Cousins unterhalten können. Schon in der nächsten Generation geht unsere Sprache, das Aramäische verloren.

"Niemand redet darüber, was geschah"

Der IS-Terror ist vorbei, die Feindseligkeit steckt noch in vielen Köpfen. Wie geht es den Gemeinden im Irak nun?

Was geschah, ist eine Katastrophe, und die war menschengemacht. Dafür sind Menschen zur Rechenschaft zu ziehen. Wenn in Deutschland etwas Rassistisches passiert, tagt der Bundes­tag und diskutiert darüber. Im Irak ist unter dem IS weitaus Schlimmeres passiert, als es heute in Deutschland vorstellbar wäre: der Völkermord an den Jesiden, die Vertreibung der Christen. Aber niemand ­redet darüber, es gibt keine nationale De­batte, was geschah, wie es dazu kommen konnte, wie man das künftig verhindern kann. Wir sollen ­Opfer sein und es akzeptieren nach dem ­Motto: Das ist eben passiert. Wir sollen uns nicht von den Erinnerungen gefangen nehmen ­lassen, heißt es. Aber die Wunden müssen geheilt werden. Wir müssen darüber reden.

Was tun Sie, was tut das irakisch-christliche Hilfswerk CAPNI, um das Schweigen aufzubrechen?

Wir bringen die junge Generation zusammen, versuchen, Brücken zwischen Muslimen und Christen zu bauen, laden zu Debatten ein. Wir versuchen auch, christliche Familien in den ehemals christlichen Ortschaften wieder anzusiedeln und so die christliche und muslimische Bevölkerung zu mischen. Aber das reicht alles nicht aus: Wir müssen Graswurzelbewegungen erreichen, Multiplikatoren, die unser Anliegen in die irakische Gesellschaft hineintragen. Im kurdischen Teil des Landes gelingt das gut, nicht aber in den Gegenden unter der Verwaltung der irakischen Zentralregierung.

Zerstört durch den IS: Verkohlte Reste einer aramäischen Bibel in Bartella, aufbewahrt in einem Reliquar der Mar Gorgis Kirche

Was tun Sie, um Abwanderung zu stoppen?

Im Moment wären wir froh, wenn wir sie verlangsamen könnten. Ausreisewillige, die sich schon entschlossen haben zu gehen, egal was passiert, erreichen wir nicht. Andere, die ­bleiben, egal, was passiert, unterstützen wir natürlich auch. Aber wichtig sind diejenigen, die noch abwarten. Die müssen wir mit unseren Hilfsprogrammen erreichen. Außerdem müssen wir in die guten, offenherzigen Menschen in den muslimischen Gemeinschaften inves­tieren. Wir brauchen verlässliche ­Partner in der Mehrheitsgesellschaft. Das dauert. Wir werden die frühere christliche Demo­grafie im Irak nicht wiederherstellen. Aber wir können den Christen eine Rolle im Irak ­sichern. Wir können ein Ausbildungssystem für alle ­schaffen mit Kindergärten, Schulen, Hochschulen, auch ein christliches Gesundheitssystem für alle mit Krankenhäusern und einer Hilfsorganisation wie CAPNI.

Einer Art Diakonischem Werk.

Ja, es ist in der ganzen Region eine gut bekannte Marke. Eine christliche Organisation, die allen Menschen dient, selbstverständlich auch Muslimen. Das ist wichtig.

Werden eines Tages ausgewanderte Christen zurückkehren und ihr erworbenes ­Vermögen im Irak investieren?

Hoffnungen sind schön, aber wir müssen realistisch bleiben. Im Nahen Osten ist Unfrieden nicht nur zwischen Ländern, das ließe sich lösen. Schlimmer ist der Unfriede innerhalb der Gesellschaften. Solange dieser Unfriede herrscht, haben wir Minderheiten keine sichere Zukunft. Eigentlich ist der Irak ein gesegnetes Land mit guten Menschen und wirtschaftlichem Potenzial. Mag sein, dass es eines Tages gelingt, das auch zu nutzen. Nur weiß ich nicht, ob dann noch Christen im Land leben.

Infobox

Christlicher Nordirak

Mossul und die Ninive-Ebene sind seit dem Altertum christlich ­besiedelt. Seit die Baath-Partei 1968 die Macht übernahm, vor allem ab 1979 unter Diktator Saddam Hussein, wurden Christen ­vertrieben und Muslime systematisch angesiedelt. Nach der ­US-Invasion 2003 verschärfte sich die Lage – unter der mehrheitlich schiitischen Regierung in Bagdad. 2014 bis 2016 vertrieb die Terrorgruppe "Islamischer Staat" (IS) alle Nichtmuslime.
Das christliche Hilfswerk für den Nordirak CAPNI (Christian Aid Program Northern Iraq) versucht, das Christentum in der Region wieder aufleben zu lassen. Seine deutsche Partnerorganisation ist der Christliche Hilfsbund im Orient ( www.hilfsbund.de).
In der Bibel heißt Mossul "Ninive". Dort und in der nordöstlich ­ge­legenen Ebene finden sich Gräber biblischer Propheten (Jona und Nahum), schiitischer und jesidischer Heiliger sowie antike Aus­grabungsstätten, von denen der IS einige komplett zerstört hat.

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