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„Ich mach‘ mir nur schnell ein Brot!“ Das ist ein Satz, den ich ebenso wenig leiden kann wie das, was er bedeutet. Essen ist mit Genuss verbunden. Da hat Geschwindigkeit nichts zu suchen. Und ein Stück Brot mit etwas drauf kann niemals ein „nur“ sein. Selbst ein Butterbrot mit Salz stellt eine Delikatesse dar - oder das Tomatenciabatta, das man als Appetithappen in Öl und Aceto tunkt. Alles das, will man nicht bloß fix Kalorien bunkern, verzehrt man am Besten in wahrer Gelassenheit.
Und dann sitzt man da im Urlaub, in einem dieser wundervollen warmen Palmenländer und bestellt sich ein Avocadobrot. Ja, ich weiß, alles unmoralisch. Man darf nicht mehr weit wegfahren und Avocados brauchen viel Wasser beim Wachsen und Gedeihen. Aber ich bin nach wie vor der Ansicht, dass Reisen bildet. Man lernt fremde Menschen und ihre Lebensumstände durch Bücher, Internet und Fernsehen nicht wirklich kennen. Das geht nur persönlich, im einander Sehen, Zuhören und Erzählen.
Darf es mal Avocado sein?
Und: Manchmal gibt es so etwas wie Avocados deswegen, weil die klimatischen Bedingungen es in Ländern mit ordentlich Regenzeit hergeben und viel Mulch dazu beiträgt, das Bewässern in der Trockenzeit gering zu halten. Wir gönnen uns also nach vielen komplexen Überlegungen als Besonderheit ein Avocadobrot. Eines mit Salat und sonnengetrockneten Tomaten auf dem getoasteten Roggen, daneben ein knuspriger Sesamchip und obendrauf ein pochiertes Ei. Es dauert ziemlich lange, bis es kommt.
Dann wird das Avocadobrot serviert. Darf man das überhaupt anschneiden, so schön, wie es ist? Wir müssen, sonst sind unsere Gastgeber beleidigt. Wir verzehren also das Brot mit „aligetapera“, der Alligator Birne, wie die Avocado wegen der groben Haut und der feine Gestalt in der Landessprache heißt. Erleichtert denke ich daran, dass das vorhin beim Spazierengehen ein riesiger Waran war, den ich getroffen habe. Kein Alligator. See you later - am liebsten als Avocado … und ich mach‘ mal schön langsam.