- Anmelden, um Kommentare verfassen zu können
Wie oft musste ich hier darüber schreiben, dass eines der größten Probleme für neue Wohnformen der fehlende Baugrund ist. Umso mehr freute ich mich vor ein paar Tagen über diese Nachricht: In Hamburg, auf der Elbinsel Wilhelmsburg, entstehen in den nächsten Jahren 4800 Wohnungen, 20 Prozent davon sind für Baugemeinschaften reserviert. Und jetzt werden interessierte Menschen gesucht.
Ich kenne Wilhelmsburg sehr gut. Es ist Europas größte Flussinsel.1962 hat die große Elb-Flut hier viele Menschenleben gefordert. Lang Jahre geschah nichts, viele Häuser verfielen, das Stadtviertel hatte keinen guten Ruf. Wilhelmsburg lag für viele Hamburgerinnen irgendwie "da drüben" - im Süden, jenseits der Elbe. Und das, obwohl da schon immer viel buntes Leben herrschte und auch ein schönes altes Dorfzentrum mit Windmühle und Museum den Ausflug lohnte und lohnt. Mal ganz abgesehen von der großartigen Deichlandschaft zwischen zwei Elbuferarmen, mit weidenden Schafen, viel frischer Luft und sogar Seeadlern in einem Naturschutzgebiet.
2006 startete die Internationale Bauausstellung Hamburg in Wilhelmsburg. Das Projekt-Team bezog seine bunte, aus Containern zusammengewürfelte, auf Pontons schwimmende Bürozentrale und entwarf großartige Ideen für nachhaltige und, so habe ich es erlebt, wirklich wirksame Umwandlungsprozesse. Von Anfang an gehörte Wohnen dazu - eben auch in Genossen- und Baugemeinschaften. Eines der Beispiele habe ich in meiner Auftaktfolge für das Wohnglück portraitiert: Familie Do in der Baugemeinschaft Neue Hamburger Terrassen.
Als die Bauausstellung endete, wurde die IBA eine städtische Gesellschaft und entwickelt seither im Auftrag der Stadt viele große Wohnprojekte in Hamburg. Hier geschieht genau das, was insgesamt im Wohnungsbau so dringend nötig ist: Die Politik übernimmt die volle Verantwortung und gestaltet die Stadt aktiv. Und sie verscherbelt den Grund und Boden nicht mehr an Meistbietende, sondern vergibt viele Grundstücke in Erbpacht, so wie jetzt in den neuen Wohngebieten. Außerdem entstehen viele Mietwohnungen; Baugemeinschaft heißt hier eben nicht mehr automatisch Eigentum. Mit Sicherheit wird es auch hier ruckeln und rattern, nichts ist ein Selbstgänger. Auch Baugruppen haben ihre Tücken. Ein Haus will gebaut und vor allem die Gemeinschaft geformt werden.
Genug der Worte: Liebe Leute, die ihr vielleicht in Norddeutschland unterwegs seid und dort Euer Wohnglück in einer Gemeinschaft sucht: Nutzt jetzt diese Chance und bewerbt Euch. Das Bewerbungsverfahren wurde am 1. November eröffnet und läuft drei Monate.
PS: Ich weiß, dass in vielen Städten und Kommunen ähnlich gute Projekte laufen. Wenn Ihr bei einem dabei seid - gerne berichte ich hier darüber. Schickt einfach eine Mail, Adresse in der Spalte rechts.