Dorothea Heintze Wohnglück Schwarzatal
Dörthe Hagenguth
Kopfkino mit Balkon und Sternenhimmel
Am „Tag der Sommerfrische“ öffnen im Schwarzatal in Thüringen viele alte, wunderschöne Häuser ihre Türen. Ein Ausflugs- und Reisetipp für den August.
Tim Wegner
04.08.2021

Es gibt Worte, die brauche ich nur zu hören, dann fange ich an, zu träumen. Sommerfrische gehört dazu. Kaum lese oder höre ich es, springt mein Kopfkino an. Die Weimarer Zeit; Thomas Mann mit Familie an der Kurischen Nehrung; vollbusige Damen mit großen Hüten und kleinen Regenschirmstöcken auf der Strandpromenade von Biarritz; Wandervogeljugendliche mit Klampfe in den Bergen. Auch Häuser gehören dazu. Schöne Häuser mit großen Balkonen und Hollywoodschaukeln.

Im Schwarzatal in Thüringen gibt es noch solche Häuser. Eines davon habe ich in der die Sommerausgabe von chrismon porträtiert. Das Haus Bräutigam in Schwarzburg.

Hier ein historisches Bild - eine alte Postkarte. Wann genau und von wem sie aufenommen wurde, ist nicht mehr recherchierbar.

Das Haus Bräutigam in seiner ganzen Schönheit als Sommerfrische Haus und Feriendomizil

Das historische Bild hier zeigt die lange Geschichte des schönen Hauses, das jetzt von einer Gruppe von jungen Menschen aus Weimar und aus Schwarzburg renoviert und so instand gesetzt wird, dass wieder Reisende oder auch Interessenten im Ort selbst dort wohnen und/oder temporär arbeiten können.

Ich kenne das Schwarzatal schon etwas länger. 2018 war ich für einen Kurzurlaub und eine Recherche über Friedrich Ebert dort. Dort nämlich, im Schwarzatal, hatte der erste Reichspräsident der Republik die Weimarer Verfassung unterzeichnet.

Im Zimmer direkt über Friedrich Ebert

Wir wohnten in dem Hotel, in dem, ein Stockwerk tiefer, auch Friedrich Ebert mit seiner Frau damals in einer kurzen Sommerfrische weilte. Wir besichtigten das Schloss Schwarzburg, die jetzt zu einem Ort der Demokratie umgebaut wird. Wir radelten quer durch das Tal, und entdeckten überall verwunschene Orte und Häuser, von denen viele noch im Dornröschenschlaf schlummerten. Andere waren schon erwacht, wie das Haus Döschnitz im Nachbarort von Schwarzburg. Dort konnte man schon wohnen, für länger oder kürzer. Ein ganz bezaubernder Ort, der jetzt noch mal weiter restauriert und erweitert wird. 

Und so kommt es, dass ich mittlerweile auch ans Schwarzatal denke, wenn ich das Wort Sommerfrische höre. Die frische Luft dort, die schönen Berge und Wälder, die ebenfalls schon 1923 eröffnete unglaubliche Bergbahn mit Cabrio-Wagen, die reiche Geschichte des Tals, das zu DDR-Zeiten zu den beliebtesten Reisezielen des Landes zählte, die zahlreichen historischen Zeugen aus so vielen unterschiedlichen Epochen – all das sind schöne Gründe für eine Reise dorthin. Eine gute Gelegenheit gibt es im August. Wie alle Jahre wieder findet dort der „Tag der Sommerfrische“ statt. Am 22. August öffnen im ganzen Tal alte Hotels und Häuser ihre Türen; es gibt Führungen und Wanderungen und auch im Haus Bräutigam freut sich der Verein über Besucher und Besucherinnen.

PS: Wer noch tiefer einsteigen will – der Verein im Haus Bräutigam organisiert, zehn Tage Ende August Anfang September, eine Bauschule für historisches Bauen am Fachwerk.

Die Kommentarfunktion ist nur noch für registrierte Nutzer verfügbar. Um einen Leserkommentar schreiben zu können, schließen Sie bitte ein Abo ab, schreiben Sie uns eine Mail an leserpost@chrismon.de oder diskutieren Sie auf Instagram, Facebook und LinkedIn mit.
Permalink

Thüringen bietet viele Gelegenheiten zur Stadtflucht und Entschleunigung ... aber das Schwarzachtal ist eins der schönsten!

Kolumne

Dorothea Heintze

Wohnen wollen wir alle. Bitte bezahlbar. Mit Familie, allein oder in größerer Gemeinschaft. Doch wo gibt es gute Beispiele, herausragende Architekturen, eine zukunftsorientierte Planung? Was muss sich baupolitisch ändern? Wohnlage-Autorin Dorothea Heintze lebt in einer Baugemeinschaft in Hamburg und weiß: Das eigene Wohnglück zu finden, ist gar nicht so einfach. Alle zwei Wochen.