Komponist in Todesangst
Matthias Pabst
24.06.2020

CD-Rezension: Shostakovich

Die letzten Noten, die Dimitri Shostakovich zu Papier brachte, waren die seiner Sonata für Viola und Piano Opus 147. Das war 1975 im Krankenhaus. Wenige Wochen später starb Shostakovich an den Folgen einer Lungenkrebserkrankung. Schon 41 Jahre vorher, im Jahr 1934 hatte er eine Sonate für Cello und Piano geschrieben, das Opus 40. Beide Sonaten sind jetzt auf einer CD vereint, die die beiden Schwestern Anouchka und Katharina Hack eingespielt haben.

Shostakovich lebte lange in Todesangst

Über Shostakovich schwebte ja immer der Schrecken des Stalinismus und des 2. Weltkriegs. Den meisten Musikern, die seine Werke interpretierten, war das sehr präsent. Shostakovich lebte lange in Todesangst, weil er bei Stalin in Ungnade gefallen war. Angeblich schrieb Stalin selbst eine Rezension über einen Opernbesuch im Bolschoi-Theater. Im Prawda-Artikel hieß es, das sei Chaos statt Musik gewesen, das Werk sei Ausdruck linksradikaler Zügellosigkeit und kleinbürgerlichen Neuerertums.

Matthias Pabst

Hans-Gerd Martens

Hans-Gerd Martens ist stellvertretender Chefredakteur beim Evangelischen Kirchenfunk Niedersachsen (ekn). Er ist Jahrgang 1957, geboren in Rastede bei Oldenburg. Studium: Politikwissenschaft, Neuere Geschichte, Publizistik und Journalismus in Münster und Hannover. Danach berufliche Stationen als freier Mitarbeiter beim NDR, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Hohenheim und Redakteur bei medien aktuell (einem Medieninformationsdienst in Hamburg).

"Shostakovichs Musik ist für uns eine unglaublich faszinierende Welt, die manchmal hart trifft, manchmal verzaubert und sprachlos macht." So werden Anouchka und Katharina Hack im CD-Booklet zitiert. Die beiden sind als Duo unterwegs und auch als Solistinnen. Sie hatten viele Auftritte auf Festivals in Deutschland und sie waren auch schon in China und in den USA. Jetzt für den Herbst sind Konzerte geplant zum Beispiel in Bochum, Hamburg oder auch Lübeck. Hoffen wir, dass Corona keinen Strich durch die Rechnung macht. Sozusagen als Zugabe zu den beiden Sonaten ist auf der CD eine Filmmusik von Shostakovich aus dem Jahr 1955 zu hören, ein Prélude zum Film Die Stechfliege. Als Gast tritt hier der Cellist Gautier Capucon auf.

"Shostakovich" vom Label GENUIN ist die Debüt-CD von Anouchka und Katharina Hack. Auch als Einstieg in die komplexe Shostakovich-Welt ist die CD mit ihrer Bandbreite aus gut vier Jahrzehnten sehr zu empfehlen.

Produktinfo

Duo Anouchka & Katharina Hack: "Shostakovich"
Sonate op. 40 und op. 147, Prelude op. 97
Label: GENUIN
VÖ: 5. Juni 2020
Preis: 18,90 Euro

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