Alltag in einer Kita
epd-bild/Kathrin Doepner
Die Bundesarbeitsgemeinschaft der Jugendämter hat sich dafür ausgesprochen, bei der schrittweisen Öffnung von Kitas zuerst sozial benachteiligte Kinder aufzunehmen.
06.05.2020

Beim jetzt anstehenden Ausbau der Notfallbetreuung müsse eine Auswahl getroffen werden, weil in absehbarer Zeit kein regulärer Betrieb der Einrichtungen möglich sei, sagte der Vorsitzende Lorenz Bahr dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Ich meine, diejenigen sollen zuerst eine Chance auf Bildung erhalten, denen es daran im familiären Umfeld mangelt."

Blick auf prekäre Situation

Diese Auswahlentscheidung muss laut Bahr "auch den begrenzten Raumkapazitäten und den zur Verfügung stehenden Erzieherinnen und Erziehern gerecht werden". Benachteiligte Kinder "trifft es in dieser Zeit besonders hart". Sie könnten zu den wirklichen Verlierern der Pandemie werden. Bahr: "Deshalb muss unser Blick zunächst auf diejenigen Mädchen und Jungen gerichtet sein, die in prekären Situationen groß werden, etwa in beengten Verhältnissen im häuslichen Umfeld oder in einer psychosozial belasteten Situation", forderte Bahr.

Erziehungsangebot

Grundsätzlich profitierten natürlich alle Kinder von einem frühkindlichen Bildungs-, Betreuungs- und Erziehungsangebot. Es gebe aber Kinder, "die in der momentanen Situation ungleich mehr verlieren als Kinder, deren Eltern über vielfältige persönliche und materielle Ressourcen verfügen", betonte der Leiter des LVR-Landesjugendamtes Rheinland.

Jeder Tag, der in der frühkindlichen Bildung versäumt wurde, sei ein verlorener Tag. "Das bedeutet, dass Chancen versäumt werden, Entwicklungsschritte zu begleiten." Man müsse verhindern, dass besonders jene Kinder fehlende Begleitung erlebten, die es ohnehin durch ihren familiären und sozialen Hintergrund schwer hätten, so Bahr.

"Stigmatisierung vermeiden"

Wie die Mädchen und Jungen ausgewählt werden können, das "muss auf der Bundesebene im Konsens vereinbart, in den Ländern konkretisiert und am Ende in der Kommune und im Sozialraum nach transparenten Kriterien entschieden und geregelt werden", so Bahr. Ihm zufolge kann es dabei nur um möglichst kleine und stabile Gruppe gehen. Eine Stigmatisierung lasse sich umgehen, wenn die Gruppen möglichst heterogen zusammengesetzt würden.

Bahr: "Die schlechtere Alternative wäre, dass diejenigen einen Platz erhalten, die am lautesten schreien und über den besseren Rechtsanwalt verfügen, um ihre Interessen durchzusetzen."

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