Neulich war ich bei einer Filmvorführung im Museum of Jewish Heritage – einem jüdischen Museum, das zurzeit eine Auschwitz-Ausstellung zeigt. Mehrere Hundert Menschen kamen zur Vorpremiere der kontrovers diskutierten neuen Amazon-Serie Hunters. Sie spielt im New York des Jahres 1977 und handelt von Nazi-Verbrechern, die in den USA eine neue Heimat gefunden haben: Sie spinnen ein bedrohliches Netz in einflussreiche Bereiche der amerikanischen Gesellschaft.
Miriam Groß
Mich hat dieser Film bis spät in den Morgen hinein beschäftigt. Nicht nur wegen der Frage, ob er dem Grauen des Holocaust gerecht wird. Auch, weil die Serie eine unglaubliche Brisanz hat. Weltweit nehmen heute antisemitische Straftaten zu. Allein in New York verzeichnete die Polizeibehörde im vergangenen Jahr einen Anstieg um 21 Prozent. Im Dezember häuften sich die Übergriffe in schockierender Weise. Die meisten fanden in Stadtteilen mit vielen ultra- orthodoxen Juden statt. Die Opfer wurden bedroht, beschimpft, körperlich angegriffen. Ende Dezember drang ein Mann im Vorort Monsey in das Haus eines Rabbiners ein. Er verletzte mit einer Machete mehrere Gemeindemitglieder, die dort Chanukka feierten.
Tausende zeigen sich solidarisch
Es scheint, als ob die Akzeptanz dieses Hasses wieder wachsen würde. Da können nur klare Zeichen helfen.
Im Januar nahm ich an einem Solidaritätsmarsch unter dem Motto
"No hate, no fear" teil ("Kein Hass, keine
Angst"). Wir liefen zu Tausenden über die Brooklyn-Bridge, es war beeindruckend. Und die große Aufmerksamkeit für die Hunters-Serie zeigt mir, dass viele Menschen das Thema beschäftigt.
In einer Schlüsselszene der Serie spielen zwei Männer Schach. Der Ältere hat den Holocaust überlebt. Er erklärt dem Jüngeren, dass es sich mit der Geschichte wie mit einem Schachspiel verhalte: Es gebe immer wieder eine weitere Runde, die mit neuen Spielern versehen sei. Und jedes Mal hoffe man auf einen anderen Ausgang . . . Wenn das jetzt unsere neue Runde ist, müssen wir unbedingt aufpassen, dass der Hass diesmal nicht gewinnt.