Es ging hier durch alle Medien: Der norwegische Staatsfonds machte 2019 einen deutlichen Gewinn. Er bleibt der größte der Welt. Würde man den Fonds unter den rund fünf Millionen Einwohnern verteilen, erhielte jeder fast zwei Millionen Kronen. Das entspricht knapp 200 000 Euro. Rein rechnerisch wären also alle Norweger Millionäre . . .
Rein faktisch gibt es aber auch hier Altersarmut, Obdachlosigkeit, soziale Not. Wenn ich in Oslo durch die Straßen gehe, sehe ich immer Bettler und Menschen, die offenbar kein Dach über dem Kopf haben. In einem reichen Land mit einem hohen Durchschnittseinkommen und entsprechend hohen Preisen fallen manche besonders tief.
Sebastian Wilhelm
Aber es gibt auch viele diakonische und auch unabhängige Einrichtungen, die Menschen in schwierigen Lebenssituationen helfen. So etwa die Freiwilligen des Gateteams – "Gate" heißt Straße. Jeden Mittwoch zwischen 18 und 20 Uhr stehen sie an einem Platz nahe dem Hauptbahnhof, egal ob es regnet, schneit oder stürmt. Sie verteilen warme Mahlzeiten und Getränke, Lebensmittel, Hygieneartikel, gebrauchte und neue Kleidung an alle Bedürftigen, die vorbeikommen. Das Vereinslogo zeigt Menschen mit Rucksäcken: also solche, die auf dem Weg sind oder die nicht mehr an Besitz haben, als in einen Rucksack passt.
Alles kommt aus Spenden
Alles, was verteilt wird, kommt aus Spenden. Der private, 2011 gegründete Verein arbeitet heute mit vielen Geschäften und Händlern zusammen, die etwa überschüssige Lebensmittel abgeben. Auch wir haben in unserer Gemeinde eine Kiste für das Gateteam stehen. Es ist gut, dass Dinge, die wir nicht mehr benutzen, nicht im Müll landen, sondern an jemanden geraten, der sie braucht.