Ostern in diesen Zeiten: nicht in die Kirche, nicht am großen Tisch mit der Familie, kein Ostereiersuchen mit den Enkeln, kein Urlaub – nicht einmal ein Besuch bei Freunden. Ist das Ostern?
Ich muss an die beiden Freunde Jesu denken, die sich nach der Kreuzigung und den verstörenden Nachrichten vom leeren Grab aus dem Staub gemacht, Jerusalem verlassen haben und Richtung Emmaus gegangen sind.
Der Kontaktsperre gehorchend nur zu zweit. Sie haben sich auf wandernde Quarantäne begeben. Ihr bisheriges Leben gab es so nicht mehr, ihre Hoffnung, ihre ganze Existenz war zu Grabe getragen worden. Wie das Leben jetzt aussieht, nach der Katastrophe, das ist für sie völlig ungewiss.
Heinrich Bedford-Strohm
Da taucht plötzlich ein Dritter auf, der die Regel der Kontaktsperre nicht zu kennen scheint, der Fragen stellt und zuhört, bevor er redet. Später sagen die beiden, dass ihnen in seiner Gegenwart "das Herz gebrannt habe". Sie erkennen Jesus nicht, aber sie spüren: Es ist Gott an ihrer Seite. Es ist der, den die Übelmeinenden in die endgültige Kontaktsperre drängen wollten, in den Tod. Doch da ist er nicht geblieben.
Sie spüren: Es ist Gott an ihrer Seite
Ostern – das ist die Auferstehung aus der endgültigen Kontaktlosigkeit. Der österliche Trost verspricht uns: Du magst nicht bei deinen Eltern sein können, aber ich bin bei ihnen. Du kannst jetzt die Kranken nicht besuchen, aber ich bin da. Du hast Angst vor der Zukunft und sorgst dich um deine Existenz: Ich bin da. Ostern – das Fest der Auferstehung Jesu Christi – ist die Hoffnung auf Gottes Nähe trotz aller Kontaktsperre, es ist das Zutrauen in eine Zukunft trotz aller Ungewissheit. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein gesegnetes Osterfest, bleiben Sie behütet und gesund.
Dieser Text erscheint als Editorial im chrismon spezial zu Ostern 2020