Ein gewöhnlicher Gemeindepfarrer beim Papst: Das ist schon eine außergewöhnliche Erfahrung. Ich war das erste Mal im Apostolischen Palast. Man muss die Schweizergarde passieren und wird durch verschiedene Säle geleitet. Papst Franziskus begrüßte mich dann sehr herzlich und zugewandt. Er setzte sich zum Gespräch an den Schreibtisch und fragt erst mal: "Wie geht es Ihnen? Erzählen Sie mir."
Unsere deutsch geprägte Evangelisch-Lutherische Gemeinde in Rom pflegt bereits seit den Zeiten von Johannes Paul II. einen besonderen Kontakt zum Papst, der ja immer auch der Ortsbischof der Stadt Rom ist. Und als solcher interessiert sich nach seinen Vorgängern auch Franziskus für uns und lud deshalb auch mich zu dieser Privataudienz ein.
Michael Jonas
Im Gespräch beeindruckt mich: Der Papst muss sich nicht lange in das Leben einer Kirchengemeinde eindenken. Er sagt, er sei im Herzen immer "parroco" (Gemeindepfarrer) gewesen und sei es eigentlich auch als Papst geblieben.
Wer die Art von Franziskus kennt, wird nicht überrascht sein. Dieser Papst ist gerne nahe bei den Menschen. Er interessiert sich für ihre Sorgen und ihren persönlichen Glauben.
Was ich persönlich mitnehmen darf: In dieser authentischen Nähe zu den Menschen vor Ort sieht Franziskus auch Aufgabe und Chance unserer Kirchen in Europa angesichts der Herausforderungen dieser Zeit.