Beim diesjährigen "Via Nova Kunstfest Corvey" in Höxter dreht sich alles um den "Heliand". Das Großepos aus 6000 Stabreimen entstand um das Jahr 830. Es erzählt das Leben Jesu so nach, dass es damals auch die sächsischen Adeligen überzeugte. Mit dem Auftragswerk wollte der fränkische König Ludwig I., Nachfolger von Karl dem Großen, die Sachsen zum Christentum bekehren. Benediktinermönche im Kloster Corvey fertigten jene Abschrift an, die bis heute erhalten blieb.
Im "Heliand" verweben sich Spätantike, germanische Lebenspraxis und die christliche Weltsicht der Franken miteinander. Wie verstanden die Menschen damals kulturelle Identität, was war für sie Selbstbestimmung, und wie sah ein Neuanfang aus? Wer sich mit den alten Antworten auseinandersetzt, lernt auch, das eigene Selbstverständnis zu hinterfragen. In Corvey ziehen sich Lesungen, Konzerte, Performances mit Künstlern wie Corinna Harfouch, Markus Stockhausen und Michael Wollny durch den ganzen September.
2022 feiert das Kloster sein 1200-jähriges Bestehen. Bis dahin steht jedes Jahr ein anderes Werk im Mittelpunkt: 2020 sind es die "Annalen" des Tacitus. Es folgen die "Sachsengeschichte" von Widukind von Corvey, Boethius’ "Trost der Philosophie" und Homers "Odyssee".