Wieder einmal wurden die großen Schriftbanner an den Straßen Jakartas ausgetauscht. Im vergangenen August, nach einem Erdbeben auf der Touristeninsel Lombok, lasen wir: "Beten für Lombok". Im September, nach der Überflutung der Küstenstadt Palu: "Beten für Palu". Und nun also: "Beten für Banten und Lampung". Ende Dezember hatte der Tsunami in den beiden Provinzen Hunderte Menschen getötet und Ortschaften völlig zerstört.
Jutta Seifert
Indonesien hat über 129 aktive Vulkane und liegt auf dem Pazifischen Feuerring. Dort stoßen die Erdplatten aufeinander, so dass sich häufig Erdbeben und Vulkanausbrüche ereignen. 2018 traf es die Menschen besonders schlimm. Verständlich, dass sie nicht ohne göttliche Hilfe leben können oder wollen. Religion ist in Indonesien öffentlich und allgegenwärtig. Das "Beten für" ist vielen Menschen ein echtes Bedürfnis. Manche Christen haben derzeit allerdings keinen Ort, wo sie das gemeinsam tun können. Gottesdienste dürfen nicht in Privathäusern gefeiert werden, und manche haben keine Kirche, in die sie gehen können. Der Hintergrund: Seit einigen Jahren dürfen Kirchen nur gebaut werden, wenn die Nachbarn per Unterschrift zustimmen. Das tun sie nicht immer, denn Christen machen nur etwa zehn Prozent der Bevölkerung aus – 87 Prozent sind Muslime.
Für bestehende Kirchengebäude müssen die Nachbarn ebenfalls befragt werden. Wenn sie Nein sagen, droht die Schließung. Unsere Auslandsgemeinde hat Glück, wir können in einer großen protestantischen Partnerkirche im Zentrum Jakartas zusammenkommen, die Nachbarschaft ist dort multireligiös und fortschrittlich. Aber einige Gemeinden außerhalb der Städte stehen tatsächlich seit Jahren vor verschlossenen Türen. Angesichts der aktuellen Katastrophen ist dies besonders hart: Wo beten, wo die Kollekte einsammeln für die Opfer?