Zum fünften Mal wird in diesem Jahr der Preis "chrismon Gemeinde" vergeben. Insgesamt 16 Preise mit einem Gesamtwert von 25 000 Euro für kreative und spannende Projekte von Kirchengemeinden sind ausgeschrieben. Bewerben können sich alle evangelischen, katholischen oder freikirchlichen Gemeinden, die der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen (ACK) in Deutschland angehören.
"Für uns war dieser Preis eine ausgesprochen positive Angelegenheit", beschreibt Lothar Bublitz, Pastor der evangelischen St.- Matthäus-Gemeinde in Bremen, die Wirkung des Erfolgs beim Wettbewerb 2013. "Es hat unserem Image in Bremen und Umgebung gutgetan. Vor allem hat uns der Preis Zugang bei weiteren Sponsoren und Stiftungen verschafft." Die St.-Matthäus-Gemeinde hat im Bremer Stadtteil Huchting ein offenes Kinder- und Jugendzentrum gebaut. Bublitz: "Die äußere Anerkennung ist vor allem wichtig für die zahlreichen Menschen, die sich in solchen Projekten engagieren." Die Rückmeldungen aus vielen anderen Gemeinden lassen den Pastor feststellen: "Bundesweit ermutigt dies auch andere in der kirchlichen Landschaft, sich nicht als statische Glaubensverwalter zu sehen, sondern als Ort der sozialen Gemeinschaft."
Aufgeben werde man nicht. Dazu hat der chrismon-Preis beigetragen
Bernhard Dausend von der Apostelkirche in Neuburg an der Donau, die sich 2013 den ersten Preis mit den Bremern teilte, kann das nur unterstreichen. Der Kirchenvorsteher aus Bayern: "Dieser Preis hat uns sehr geholfen, Spenden für den Umbau unseres Gemeindehauses zu sammeln." Auch bei Kommune, Gemeinderat und Verwaltung habe der Erfolg für mehr Unterstützung gesorgt. Die evangelische Gemeinde in einer vorwiegend katholisch geprägten Umgebung habe ihren Status als Ort für Menschen aller Glaubensrichtungen weiter stärken können.
Solche Erfolge würde Andreas Fünfstück, Pfarrer in Arnsdorf-Vierkirchen, auch gerne vorweisen. Der Pfarrer und seine Leute in der Oberlausitz rackern auf zahlreichen Ebenen, um das soziale Leben zu stärken, wo es nur möglich ist. Die Gemeinde hatte maßgeblich dazu beigetragen, eine Kindertagesstätte zu er halten. 2017 bekam sie dafür den chrismon- Gemeindepreis. Am Ostrand des Freistaats Sachsen bilden Christen die "absolute Minderheit", und die Gemeinde kämpft weiterhin um das "Überleben" der Kinderbetreuung. "In unserer Gegend gibt es kaum geeignetes Personal. Wir sind dramatisch unterbesetzt." Aufgeben, so schlussfolgert Fünfstück, werde man dennoch nicht. Zu dieser Haltung habe der chrismon-Preis beigetragen.
"Der chrismon-Gemeindepreis 2015 hat uns enorm Auftrieb gegeben"
Königin des chrismon-Votings könnte sich die hessische Gemeinde Egelsbach nennen. Zweimal gewann eines ihrer Projekte den Publikumspreis, zuletzt 2017 mit der Christlichen Flüchtlingshilfe Egelsbach / Erzhausen (CFEE).
Dort helfen evangelische und katholische Gemeinden mit Caritas und Kirchenkreis Flüchtlingsfamilien und Einzelnen. Die CFEE stellt Unterkünfte zur Verfügung, berät bei Asylverfahren, informiert über Anerkennung und mögliche Rückkehr. Sie hilft bei selbstständigem Handeln und sozialer Integration. "Wir helfen und begleiten bei Arbeitssuche, Sprachunterricht, Arztbesuchen, Behördengängen und Freizeitideen", erklärt Geschäftsführer Stefan Buckendahl. Über den Gemeindepreis haben sich alle Mitarbeitenden, ob beruflich oder ehrenamtlich tätig, riesig gefreut. Das hilft uns sehr. Wir leisten zum Beispiel bei der Schulaufgabenhilfe echte Kärrnerarbeit."
"Die Heizung in der Kirche läuft wieder", sagt Volker Klein und atmet tief durch. Der Pfarrer in der Philippus-Gemeinde Leipzig weiß, was es heißt, ein in DDR-Zeiten heruntergekommenes kirchliches Gebäude-Ensemble neu zu beleben. "Der chrismon-Gemeindepreis 2015 hat uns enorm Auftrieb gegeben."
Zwölf Jahre stand das Kirchengebäude leer. 2012 übernahm das Berufsbildungswerk der Stadt Leipzig und der Paulinenpflege
Winnenden (BBW) das Anwesen. Zusammen mit dem BBW machte sich die gerade fusionierte Philippus- und Heiland-Gemeinde
daran, den denkmalgeschützten Komplex wieder zu beleben. Mit drei "Bs" – Beherbergung, Bewirtung, Botschaft – begannen die Aktivitäten: das erste Integrationshotel in Leipzig, ein Cateringservice, Gottesdienste sowie christliche, soziale und kulturelle Events in der renovierten Kirche.
"Wir haben das Rampenlicht des Preises genossen"
Das Integrationshotel garni beschäftigt zu 40 Prozent Menschen mit Behinderungen, verfügt über rollstuhlgerechte Aufzüge und Gänge. In den anderen Bs wirken zahlreiche Ehrenamtliche. Volker Klein: "Wir haben eine Chance, die immer
älter werdende Kirche deutlich zu verjüngen."
Den ersten Gemeindepreis im Jahr 2012 erhielt die Evangelisch-lutherische Gemeinde
St. Sixti in Northeim für die Aktion "Sixti-Acts".
"Sixti-Acts läuft nach wie vor. Es ist ein Jahresprogramm mit Konzerten, Wanderungen, Kino- und Gesprächsabenden, das wir unter anderem mit dem Kino und einer Vinothek in Northeim organisieren", berichtet Pastorin
Karin Gerken-Heise. Bis zu 250 Menschen haben 2018 an den diversen Treffen teilgenommen. Und so soll es weitergehen. Anfang April steht ein Konzert an: "Eine Pfeife macht noch keine Orgel" lautet der Titel. Die Pastorin: "Wir haben das Rampenlicht des Preises genossen." Das wünscht sie auch allen Teilnehmern am aktuellen Wettbewerb, die "über den Tellerrand der traditionellen
Gemeindearbeit hinaus aktiv sind".
Mehr als 600 Gemeinden haben sich bereits präsentiert: mit einer Kirchenrenovierung in Eigenregie, mit Sozialarbeit für Kinder oder alte Menschen, mit Hilfe für Flüchtlinge, mit Theaterprojekten oder ausgefallenen Themenwochen. Eine Jury wählt aus Einsendungen nach bestimmten Kategorien aus und prämiert diakonische Arbeit, Gottesdienste, Jugendarbeit, Musikprojekte. Und sie vergibt den Publikumspreis für die Gemeinde, die online die größte Zustimmung erhält.
Bewerbungen im Internet unter: chrismongemeinde.de
Kirchengemeinden und was sie leisten können: chrismon Gemeinde 2019
Ein Café im Bus, gerettete Kitas oder Kinderkonzerte – Gemeinden haben viele gute Ideen. Für die gibt’s dann auch noch einen Preis!