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Walter Mühlhausen leitet die Friedrich-Ebert-Gedenkstätte in Heidelberg und gilt als wohl bester Kenner Friedrich Eberts. Der schmale Band ist präzise, gut zu lesen für Einsteiger und dank vieler Zitate und Quellenangaben auch für Fortgeschrittene informativ. Eine Zeittafel und schöne Fotos ergänzen den Text. Mühlhausens Fazit: Trotz aller Fehler war Friedrich Ebert einer der "Großen der deutschen Arbeiterbewegung und einer der Ahnherren der deutschen Demokratie".
Sein Pseudonym war "Spektator" und er schrieb für die Kulturzeitschrift "Der Kunstwart": Ernst Troeltsch, Theologe, Professor für Religionsphilosophie und Kirchengeschichte an der Universität Berlin und seit März 1919 Unterstaatssekretär im preußischen Kultusministerium. Troeltsch' Analysen der Revolutionszeit gehören - wie auch die Tagebücher von Harry Graf Kessler - zu den wichtigen Zeitzeugnissen der Weimarer Republik. chrismon-Kulturblogger Johann Hinrich Claussen hat die Sammlung zeitgenössischer Kommentare neu aufgelegt: eine Schatzkiste voller geistreicher Anmerkungen und unglaublich vorausschauender Einschätzungen. Keine leichte Lektüre und erschütternd bis in Mark, da wir nun wissen, wie recht Troeltsch mit seinen Warnungen vor einem Umsturz von rechts hatte.
"Behüt' dich Gott, es wär' zu schön gewesen, behüt' dich Gott, es hat nicht sollen sein." Mit dem Gedicht von Kurt Tucholsky über das Ende der Revolution, 1919 geschrieben, beginnt Joachim Käppner seinen gewichtigen Band über die "Revolution der Besonnenen". Der Autor ist politischer Redakteur bei der "Süddeutschen Zeitung" und schreibt seit Jahren auch historische Bücher. Für Käppner ist die Revolution ein "Traum", ein "Aufstand für die Freiheit", im Keim zerstört durch die wankelmütige und verzagte SPD-Führung, die zwar, so Käppner "ihr Bestes gegeben hat, aber ihres Bestes war nicht genug für diese Revolution, bei Weitem nicht".
Hätte eine parlamentarische Monarchie in Weimar eine Chance kriegen sollen? Der Historiker und Theologe Benjamin Hasselhorn ist Kurator der Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt und stellt in seinem Buch ein ungewöhnliche und überraschend unzeitgemäße These auf: Die Monarchie in Deutschland war nicht so schlecht, wie sie oft dargestellt wird. Wir sollten, so schreibt der Autor, "in unserem Geschichtsbild mit der Verteufelung der letzten deutschen Monarchie Schluss machen", denn: Die wankenden Demokratien des 21. Jahrhunderts brauchen positiv-stärkende Traditionen, "wo immer man ihrer noch habhaft werden kann". Ob es nun wirklich die Monarchie unter Wilhelm II. war, die so eine Tradition darstellt, ist umstritten. Doch darüber nachzudenken, lohnt sich gewiss.
Walter Mühlhausen: Friedrich Ebert. 183 Seiten, Klappenbroschur, Dietz- Verlag. ISBN 9783801242480, 10,00 Euro
Ernst Troeltsch: Die Fehlgeburt einer Republik. Spektator in Berlin 1918-1922. Zusammengestellt und mit einem Nachwort versehen von Johann Hinrich Claussen, überarbeitete Ausgabe. 311 Seiten, Extradruck von Band 109 der Originalausgaben. Gebunden mit Lesebändchen, mit Personenregister und Zeittafel, Umschlaggestaltung: Katja Holst. ISBN 9783847720249, 24,00 EUR
Joachim Käppner: 1918 – Aufstand für die Freiheit. Die Revolution der Besonnenen, 528 Seiten, Piper-Verlag. ISBN 9783492235686, 28 Euro
Benjamin Hasselhorn: Königstod. 1918 und das Ende der Monarchie in Deutschland. 192 Seiten, edition chrismon 2018. Hardcover, ISBN 9783374057306, 22,00 EUR