Pfingsten hat im Kern mit der Ökumene zu tun.
15.11.2010

Religion ist wieder "in", Glaubensfragen werden öffentlich zum Thema. In den Medien geben Menschen bereitwillig Auskunft über ihren Glauben ­ und sie zeigen religiösen Wissensdurst. Sie wollen wissen, wie Christen denn nun die Fragen nach dem Sinn des Lebens oder auch nach der Bewältigung von Leid und Tod beantworten.

Aber viele verstehen immer weniger und manche gar nicht mehr, warum sich Christen in unterschiedlichen Kirchen versammeln und auf manche Fragen unterschiedliche Antworten geben. Es gibt keinen Grund, so zu tun, als gäbe es keine konfessionellen Unterschiede mehr. Aber es gibt Gründe genug, den Menschen zu zeigen, dass die Gemeinsamkeiten größer sind als die Unterschiede; dass wir gemeinsam an den Gott der Liebe glauben, den uns Jesus als seinen Vater nahe gebracht hat. Gerade das Pfingstfest bietet dazu eine passende Gelegenheit. Wieso gerade Pfingsten? Nach einer chrismon-Umfrage wissen nur 39 Prozent der Westdeutschen und nur zwölf Prozent der Ostdeutschen, was es mit diesem Fest auf sich hat. Pfingsten ist ja auch nicht so einfach zu verstehen wie Weihnachten, wo es um die Geburt, und Ostern, wo es um die Auferstehung Jesu geht, den wir seitdem als den Sohn Gottes bekennen.

Das Pfingstfest hat im Kern mit Ökumene zu tun

Das Pfingstfest hat im Kern mit Ökumene zu tun. Pfingsten wird oft als der Geburtstag der Kirche bezeichnet. Das bezieht sich auf die Erzählung im Neuen Testament, in der die durch den Tod Jesu entgeisterten und verwirrten Jünger auf einmal wieder den Mut und die Kraft bekommen, sich gemeinsam auf den Weg zu machen und die Frohe Botschaft zu verkündigen.

Als Wunder wird es empfunden, dass ausnahmslos alle diese Botschaft verstanden ­ und das waren damals viele religiöse Jerusalemtouristen aus aller Herren Länder. Es war ein großes Fest der Gemeinschaft, der Gemeinsamkeit, ja der Einheit. Bei aller Verschiedenheit der Menschen, die sich zu Christus bekannten: An Pfingsten beteten und sangen sie gemeinsam, und sie verkündigten das Wort Gottes ­ gemeinsam! Welches Fest eignete sich heute besser, die Einheit der Christen zu bekunden, als Pfingsten?

Welches Fest eignet sich besser, die Einheit der Christen zu bekunden, als Pfingsten?

Ich freue mich sehr über den Vorschlag des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, besonders den Pfingstmontag zu nutzen, um ökumenisch miteinander zu feiern, zu singen, zu beten, das Wort Gottes zu hören und kreativ zu zeigen, dass uns allen die Gemeinsamkeit wichtig ist und wir den Weg zur Einheit weitergehen wollen. An vielen Orten wird dies schon getan, manche Diözesen und Landeskirchen haben dazu aufgerufen, dieses Fest ökumenisch zu begehen, und haben Anregungen dazu veröffentlicht.

Leider hat meine Bitte an die katholische Deutsche Bischofskonferenz, einen offiziellen Aufruf dazu mitzuverantworten, bisher noch keine positive Antwort erhalten. Ich hoffe aber, dass in den nächsten Jahren so viele Gemeinden und so viele Christen diese Idee aufgreifen, damit in der Öffentlichkeit deutlich wird: Wir bekennen uns gemeinsam zu unserem Glauben. Wir tragen unseren Glauben offensiv in die Öffentlichkeit. Wir wollen anderen Menschen deutlich machen: Es hilft uns in unserem Leben, dass wir von der Liebe Gottes zu uns Menschen wissen. Das macht es uns leichter, auch schwierige Belastungen zu tragen. Und es gibt uns die Chance, fröhlich unser Leben zu leben.

Pfingsten im Jahr 2004 und in allen folgenden Jahren: ein guter Anlass, diese Gemeinsamkeit über die Konfessionsgrenzen hinweg in einem begeisternden Fest zu feiern.

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