Ich habe dreimal die gleiche Frau geheiratet. Das erste Mal 1998 mit einer kirchlichen Fürbittenfeier, als die reformierte Kirche eine solche für gleichgeschlechtliche Paare einführte. Das zweite Mal beim Notar in Zürich – der Kanton Zürich hatte 2003 als erster in der Schweiz die Registrierung gleichgeschlechtlicher Paare ermöglicht. Und seit 2009 sind wir auch auf Bundesebene "verpartnert". Vier Jahre zuvor hatte das Schweizer Volk zur Eintragung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften
Ja gesagt. Erbangelegenheiten mussten wir zusätzlich regeln, und Kinder durften wir nicht adoptieren. Es sei ja keine richtige Ehe, wie man immer wieder betonte.
Brigitte Hauser
Bei den Rechten für Homosexuelle hinkt die Schweiz ziemlich hinterher. Nun aber hat die Nationalratskommission beschlossen, dass die Ehe für alle geöffnet werden soll. Die entsprechenden Gesetzesänderungen werden sich noch Jahre hinziehen. Und es wäre eher eine "Ehe light", weil sie nicht alle Rechte beinhaltet. Aber wir werden dann wohl ein viertes Mal heiraten. Und auch ein fünftes wäre denkbar, wenn die Kirche die "richtige" kirchliche Trauung zulässt.
Als meine Partnerin und ich uns vor zwanzig Jahren für eine gemeinsame Pfarrstelle bewarben, hörten wir viele Bedenken: "Nicht der richtige Zeitpunkt", sagte die eine Gemeinde. "Das würde unsere evangelikalen Mitglieder verletzen", die andere. Auch heute wäre eine Bewerbung als lesbisches "Pfarrverpartnertpaar" kein Sonntagsspaziergang. Liberale kirchliche Kreise müssen immer noch Wege suchen, um die Konservativen nicht zu erzürnen. Würde die Ehe für alle helfen? Ich denke schon. Der Zivilstand "verheiratet" schafft Legitimität, und spielt im konservativen Kirchenmilieu eine Rolle.