Keyvisual  Ausstellung
Keyvisual Ausstellung
Museum für Kommunikation/Photodisc
"Freundschaft ­erzeugt Druck"
Früher Kaffeeklatsch, heute Instagram: Eine Ausstellung zeigt Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen ana­logen und digitalen Freundschaften.
Tim Wegener
08.10.2018

chrismon: Hat sich Freundschaft in den ­letzten Jahren verändert?

Martina Padberg: Die Kommunikation hat sich verändert. Junge Menschen pflegen intensiven Kontakt über soziale Medien. Vor dem Handyzeitalter traf man sich nachmittags am Baggersee und hat abends kurz telefoniert, bis es den Eltern zu teuer wurde. Heute ist es ein permanenter Austausch, das erzeugt auch Druck.

Wie stellen Sie das in einer Ausstellung dar?

Wir zeigen ein eigens produziertes Video, in dem Jugendliche erzählen, wie sie Freundschaft erleben, ob sie den ständigen Kontakt als Stress empfinden. An vielen Stationen be­fragen wir die Besucher zu ihren Vorstellungen: Würden Sie für einen Freund lügen? Ihn pflegen? Sich um seine Kinder kümmern?

Für so etwas war mal die Familie zuständig.

Genau. Die Erwartungen an Freunde und Freundschaft haben zugenommen. Wenn das so bleibt, sollte man auch über entsprechende gesellschaftliche Rahmenbedingungen nachdenken.

Martina PadbergPrivat

Martina Padberg

Martina Padberg kuratiert die Ausstellung "Like you! Freundschaft digital und analog" im Museum für Kommunikation Frankfurt.

Zum Beispiel?

Das Auskunftsrecht im Krankenhaus gilt ­bislang nur für Verwandte.

Was lernt man in der Ausstellung?

Wir wünschen uns, dass die Besucher über ihre Freunde nachdenken. Was bedeuten sie mir? Wie viel Nähe brauche ich?

Haben wir heute mehr Freunde als früher?

Soziologen sagen, dass die Zahl unserer engen Vertrauten immer gleich geblieben ist, etwa vier bis fünf. Das hat sich auch durch soziale Medien nicht verändert. Das sind die, denen wir Geheimnisse erzählen, Zweifel und Un­sicherheiten mitteilen. Der Kern einer Freundschaft ist, sich zu öffnen, etwas preiszugeben.

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