Berlin (epd). Das 16-köpfige Gremium soll bis zum nächsten Sommer Leitlinien, Empfehlungen und gegebenenfalls Regulierungsoptionen für den Einsatz von neuen Technologien wie Künstlicher Intelligenz und den Umgang mit Daten erarbeiten, wie Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) am Mittwoch ankündigte. Die Kommission kam in Berlin zu einer ersten Sitzung zusammen.
Bundesjustizministerin Katarina Barley (SPD) sagte, es sei eine Herausforderung, innerhalb eines Jahres interdisziplinär zu konsensualen Ergebnissen zu kommen. Justiz- und Innenressort begleiten die Arbeit der Kommission, deren Ergebnisse Seehofer zufolge möglichst noch in dieser Wahlperiode umgesetzt werden sollen.
Betroffen seien vor allem die Bereiche Justiz und Verbraucherschutz, sagte Barley. Sie verwies auf algorithmenbasierte Entscheidungen. Wenn schon im Algorithmus eine Diskriminierung vorhanden sei, würden auch diskriminierende Entscheidungen getroffen. So könnten bei einer automatisierten Gehaltsberechnung nach Erfahrungswerten für Frauen die Empfehlungen niedriger ausfallen.
Konzentration auf wirtschaftliche Vorteile
Der Kommission gehören Experten unter anderem aus den Bereichen Medizin, Recht, Informatik und Verbraucherschutz an. Vorsitzende des Gremiums sind die Kölner Medizinethikerin Christiane Woopen und die Wiener Jura-Professorin Christiane Wendehorst.
Woopen forderte eine öffentliche Debatte über einen verantwortungsvollen Umgang mit neuen Technologien. "Die Konzentration der Politik auf die wirtschaftlichen Vorteile neuer Technologien steht in der öffentlichen Wahrnehmung im Vordergrund", sagte sie dem epd. Der Datenethikkommission sei es wichtig, darüber hinausgehende Fragen zu bearbeiten, "da die Digitalisierung alle Lebensbereiche grundlegend verändert", ergänzte sie.
"Eldorado durch künstliche Intelligenz"
"Wie bewahren wir unsere Selbstbestimmung, wenn unsere Umgebung von Algorithmen gesteuert wird", sagte die frühere Vorsitzende des Deutschen Ethikrats. Zudem gehe es um den Vertrauen in einen guten Umgang mit Daten, Bildungs- und Forschungsfragen sowie um eine Sensibilisierung für die Komplexität des Themas.
Woopen will nach eigenen Worten den öffentlichen Diskurs über das Thema befördern. Momentan gebe es ein breites Spektrum an Meinungen in Deutschland: "Es gibt diejenigen, die sich ein Eldorado durch künstliche Intelligenz versprechen, aber auch diejenigen, die fast apokalyptische Szenarien malen und sich ohnmächtig fühlen", sagte die Kölner Professorin. Das Anliegen der Datenethikkommission sehe sie persönlich darin, Innovation nach ethischen Maßstäben zu fördern, "also gleichzeitig Fortschritt zu ermöglichen, das Individuum zu schützen, das Gemeinwohl zu fördern und den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken".