chrismon: Warum hat die EKHN die Geschichte der Heimkinder aufgearbeitet?
Petra Knötzele: Viele von ihnen haben großes Unrecht erlitten: Sie wurden gedemütigt, geschlagen und hatten keine Bildungschancen. Heute wissen wir auch, dass einige Kinder mit Medikamenten, etwa schweren Psychopharmaka, ruhiggestellt wurden. Nach dem Krieg lebten rund 700 000 bis 800 000 Kinder und Jugendliche in Heimen. Manches Heim knüpfte pädagogisch nahtlos an die NS-Zeit an.
Petra Knötzele
Wie reagiert die Kirche heute darauf?
EKD und Diakonie haben ehemalige Heimkinder im Jahr 2011 öffentlich um Entschuldigung gebeten. Im selben Jahr wurde der Heimkinderfonds eingerichtet. Träger, die nach dem Zweiten Weltkrieg und bis in die 1970er Jahre Kinderheime geführt hatten, haben eingezahlt. Daraufhin haben sich ehemalige Heimkinder bei uns gemeldet. Manche wollten nur erzählen, was ihnen geschehen ist. Bei anderen ging es auch um die institutionelle Anerkennung. Viele Kinder wurden damals würdelos behandelt. Deshalb erzählen wir die Geschichten, die wir gehört haben, nun weiter – in einer Wanderausstellung und einem Film.
Wie helfen Sie den früheren Heimkindern?
Wir haben einige unterstützt, einen Antrag auf Entschädigung an den Heimkinderfonds zu stellen. Außerdem wollen einige herausfinden, wo genau sie untergebracht waren. Manche lebten von der Geburt bis zum 24. Lebensjahr in mehreren Heimen. Deswegen hat die EKHN ein Heimkataster für Hessen und Nassau erstellt, in dem 430 Heime verzeichnet sind, 43 davon in evangelischer Trägerschaft. Betroffene können darin recherchieren, wo sie gelebt haben.
Interessierte erhalten Infomaterial unter: info@ekhn.de