Muslime in Deutschland

"Wie viel Geld bekommen Sie eigentlich aus Saudi-Arabien für Ihre proislamische Einstellung?" - "Ich bin sicher, dass Sie in der Hölle landen werden, wenn Sie sich so für den Islam einsetzen! " "Wann treten Sie eigentlich zum Islam über?" Das sind nur einige der unflätigen Reaktionen, die ich in den letzten Wochen erhalten habe.

Jede Religionsgemeinschaft hat das Recht, Stätten des Gebets zu errichten

Der Grund? Ich habe mich öffentlich zur Integration von Muslimen geäußert, mich für eine grundsätzliche Akzeptanz von Moscheen in unserer Gesellschaft ausgesprochen sowie für eine landesweite Einführung islamischen Religionsunterrichts. Es ist unwürdig, wenn Muslime gezwungen werden, ihren Gottesdienst in Fabrikhallen zu feiern. Jede Religionsgemeinschaft hat das Recht, Stätten des Gebets zu errichten, an denen der Gottesdienst in aller Öffentlichkeit stattfindet - so, dass jeder, der sich dafür interessiert, einen solchen Gottesdienst besuchen kann.

Natürlich kann der Neubau einer Moschee das Stadtbild verändern - aber das gilt in gleicher Weise für jeden repräsentativen Bau wie den einer Bank, eines Theaters oder einer christlichen Kirche. Es ist eine normale Folge des Baurechts, dass nicht überall jede Form eines neuen Gebäudes genehmigt wird. Aber niemand sollte versuchen, mit Hilfe des Baurechts grundsätzlich Moschee-Neubauten zu verhindern.

Ein muslimischer Religionsunterricht bietet Migranten geistliche Heimat und Hilfe zur kulturellen Orientierung. Der Vorteil eines ordentlichen Unterrichtsfaches "Islamischer Religionsunterricht" gegenüber der islamischen Unterweisung in nicht staatlicher Verantwortung ist zudem der: Das Lernen der eigenen Religionsinhalte vollzieht sich im Rahmen des Grundgesetzes nach staatlich genehmigten Lehrplänen. Eine solche islamische Bildung für die nachwachsende Generation ist eine ganz wesentliche Voraussetzung dafür, dass die Integration der Muslime in unsere demokratische Gesellschaft gelingt.

Ich bin überzeugt: Beide Maßnahmen - öffentlich sichtbare Moscheen, die zum Besuch einladen, und Islamunterricht auf Deutsch - befördern nicht die Ausbreitung des Islam, sondern sie wehren gerade der Islamisierung und Radikalisierung. Und sie erleichtern es, dass Mulime in unserer Gesellschaft ihre Heimat finden. Eines habe ich aus den Briefen an mich gelernt: Es ist noch viel Überzeugungsarbeit nötig, um von einem wirklich vernünftigen Miteinander in unserer Gesellschaft sprechen zu können.

Keine Toleranz für Intoleranz.

Nicht hilfreich für eine weitere Integration sind Äußerungen, wie sie der britische anglikanische Erzbischof Rowan Williams getan hat. Er meinte, dass in zivilrechtlichen Angelegenheiten für Muslime die Scharia gelten könne. Dagegen protestiere ich in aller Schärfe. Wer sich auskennt, der weiß: Die Schariagesetzgebung des Islam weist zu unserem Ehe- und Familienrecht ein gravierendes Rechtsgefälle auf, das den Mann deutlich bevorzugt und die Frau diskriminiert. Das kann in einem Staat mit unserem Grundgesetz nicht akzeptiert werden.

Wer aus religiösen Gründen mit den Grundrechten unseres Staates, zum Beispiel mit der Gleichberechtigung der Frau, Schwierigkeiten hat, kann nicht unter Hinweis auf die Religionsfreiheit solche Grundrechte für sich außer Kraft setzen. Wer so denkt, wird vermutlich in einem Staat wie dem unseren, den er selbst ablehnt, nicht auf Dauer leben können. Das bedeutet keine religiöse Intoleranz von unserer Seite. Es bedeutet aber: keine Toleranz für Intoleranz.

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