Landau (epd). In einem auf zwei Jahre angelegten Prozess würden Ideen unterschiedlicher Akteure zur Nutzung des größten Relikts der NS-Diktatur als Lern- und Erinnerungsort zusammengetragen, sagte Projektkoordinatorin Jana Hornberger von der Friedensakademie dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Landau. Auch wie entstandene Naturschutzräume in den Ruinen der militärischen Grenzbefestigung gewahrt werden könnten, solle erörtert werden.
Das Land Rheinland-Pfalz übernahm 2014 die Verantwortung vom Bund für die von den Nationalsozialisten zwischen 1936 und 1940 errichtete, mehr als 600 Kilometer lange Befestigungslinie. Das Land will deren Überreste als Mahnmal zur Erinnerung an die NS-Diktatur und als Lebensraum für bedrohte Tier- und Pflanzenarten erhalten.
Akteure vernetzen
In einem ersten Schritt des Projekts "Perspektiven für das Mahnmal ehemaliger Westwall - geteilte Verantwortung für einen Grenzraum" werden nach den Worten von Hornberger Akteure, die sich mit dem Westwall befassen, zu ihren Nutzungsvorstellungen befragt. Dazu gehörten die Betreiber von Westwall-Museen, Mitarbeiter der Landeszentrale für politische Bildung, Wissenschaftler sowie ehrenamtlich Engagierte. Ziel sei, Handlungsmöglichkeiten für das historisch belastete Monument zu erarbeiten und die Akteure zu vernetzen.
Auch solle der militaristischen Vereinnahmung des Denkmals durch Rechtsextreme entgegengegangen werden, sagte die Soziologin. Die Ergebnisse der Befragungen sollen in einem Strategiepapier der rheinland-pfälzischen Landesregierung übergeben werden.
Zunehmendes Mauerdenken
Am Westwall mit seinem hohen Symbolgehalt lasse sich gut aufzeigen, dass heutige Probleme ihre Wurzeln oft in der Vergangenheit hätten, sagte Pfarrer Christoph Picker, der Direktor der Evangelischen Akademie der Pfalz. Dazu zählten ein wieder auflebender Nationalismus, Fremdenfeindlichkeit, gewalttätige Grenzkonflikte und ein zunehmendes Mauerdenken etwa gegenüber Flüchtlingen. Bisher sei das Kriegsbauwerk auch aufgrund begrenzter Ressourcen und unklarer Zuständigkeiten kaum pädagogisch genutzt worden. Das "vernachlässigte und unbequeme Denkmal" könne man nicht völlig wegsprengen, sondern man müsse mit ihm leben, sagte Picker.