"Nein" zum Palast, "Ja" zum Stall: Es gibt die Chance, auch mal alles anders zu machen
15.11.2010

Es gibt kaum Schöneres, als an Weihnachten alte Rituale zu pflegen: Christbaum mit echten oder kabellosen Kerzen, Geschenke, Gänsebraten, Wiener Würstchen oder Karpfen ... Und trotzdem rührt sich manchmal Unbehagen. Wäre es nicht toll, Weihnachten mal ganz anders zu feiern? Mauritius geht einem durch den Kopf, ein karibischer Palmenstrand vielleicht oder eine kanarische Insel. Nein - das geht nicht: Dann ist gar nichts mehr von Weihnachten zu spüren. Bestimmt packt einen dort die wilde Sehnsucht nach Plätzchen und Schneeflocken. Aber wie Weihnachten zu Hause nicht im alten Trott begehen, sondern eine neue Gangart einlegen?

Die eigene Einstellung zum Fest ändern

Man kann zum Beispiel die eigene Einstellung zum Fest ändern. Statt krampfhaft Idylle herstellen zu wollen und damit persönliche oder familiäre Krisen erst hervorzurufen, wäre es besser, Mut zur Heillosigkeit zu beweisen. Man ist der Mensch, der man ist, und andere sind es auch: an Weihnachten, am Ende eines Jahres oft erschöpft, gereizt und angespannt wegen hochfliegender Erwartungen - aber eben nicht in der Lage, ständig freundlich zu kommunizieren, Haus und Wohnung auf Hochglanz zu bringen und tagelang als perfekte Gastgeber zu agieren. Also: Nein zum Palast und ein mutiges Ja zum Stall!

Als Josef sich gerade mit dem Gedanken herumschlug, seine Maria zu verlassen, weil die schwanger war, aber nicht von ihm, da erschien, wie die Bibel erzählt, "der Engel des Herrn im Traum und sprach: Josef, du Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria, deine Frau, zu dir zu nehmen; denn was sie empfangen hat, das ist von dem heiligen Geist" (Matthäus 1,20). Der panische Josef bekommt einen himmlischen Motivationsschub. So kann er das aus irdischer Sicht erhebliche familiäre Beziehungschaos getrost annehmen. Er merkt bald, dass aus diesem Tohuwabohu unvergleichlicher Segen entsteht.

Ein ungewöhnliches Fest feiern

Fürchte dich nicht. An Weihnachten darf man durchaus darauf verzichten, sich zusammenzureißen - und heulen, wenn einem danach ist, sich wie ein Kind freuen, fünfe gerade sein lassen und sich zurückziehen. Natürlich kann man seinen Mut, Ja zu sagen zu einer Welt, die keine Idylle ist, auch noch anders ausleben. Überall lässt sich an Heiligabend und den Feiertagen so Mumm beweisen: bei einer städtischen oder kirchlichen Einladung für Obdachlose, die sich freuen, wenn Menschen unterwegs sind, um sie mit festlichem Essen zu bewirten und ein Schwätzchen mit ihnen zu halten. Das ist ein wirklich anderes Weihnachten.

Man kann Besuche im Krankenhaus oder im Hospiz machen - allerdings gründlich vorbereitet. Will man für und mit anderen zusammen ein ungewöhnliches Fest feiern, muss man diese anderen ernst nehmen und genau hinschauen, was sie brauchen. Nur kurz vorbeikommen, um jovial Festfreude zu verbreiten und sich den Kick des Neuen zu gönnen, das kann es nicht sein. Wer ein anderes Weihnachten will, aber nicht alles verändern möchte, kann Gewohntes variieren. Zum Beispiel in Familie und Freundeskreis ausmachen, sich diesmal ausschließlich Selbstgemachtes zu schenken oder sich auf ein einziges, kleines, preiswertes Geschenk zu beschränken.

Wer mag, kann neue Rituale ausprobieren: die gesamte Familie zum Weihnachtsoratorium bitten oder auf den Christkindlmarkt einladen. Wenn es allen gefallen hat, sollte man gleich den Termin fürs nächste Jahr ausmachen. Und schließlich - warum nicht - kann man auch den Mut fassen, alles beim Alten zu lassen, weil Weihnachten, so, wie es ist, einem doch am besten gefällt. Fürchte dich nicht.

Die Kommentarfunktion ist nur noch für registrierte Nutzer verfügbar. Um einen Leserkommentar schreiben zu können, schließen Sie bitte ein Abo ab, schreiben Sie uns eine Mail an leserpost@chrismon.de oder diskutieren Sie auf Instagram, Facebook und LinkedIn mit.