"Allahu Akbar!" – Gott ist groß! Oft weckt mich das laute, schallende Rufen des Muezzins einer nahe gelegenen Moschee. Und eröffnet damit den Soundtrack meines jordanischen Alltags: Geräusche, die mir anfangs fremd waren – und die jetzt wie gute Freunde daherkommen und meinem Tag eine akustische Struktur geben. Einen Moment der Ruhe beschert mir der morgendliche Weg zur Schule, in der ich arbeite. Die Straßen sind leer. Auf dem Schulhof dann aus gut 250 Mündern: "Asch al Malik" – Hoch lebe der König! Lehrer, Schüler und Kindergartenkinder singen beim Morgenappell erst die Nationalhymne und dann die Schulhymne, immer begleitet vom E-Piano. Mein Vormittag im Kindergarten ist laut und lebendig. Zwischen arabischem Buchstaben- und Zahlensalat, Kinderlachen und englischen Lernliedern versuche ich zu verstehen, was die Kinder mir mitteilen wollen.
Amelie Pflugfelder
Mittags, zum Abschied, ruft mir Ashraf, der Hausmeister, ein herzliches "Bye" zu. Auf den engen Gehwegen drängen sich jetzt die Menschen beim Einkaufen. Auf den Straßen dichter Verkehr. Im Hintergrund rasselt eine männliche Stimme vom Band neueste Angebote ab. Oft hupen mich Taxis an, ob ich mit- will. Und immer wieder rufen mir Menschen im Vorbeigehen "Welcome to Jordan!" entgegen. Wie gedämpft es dann in der Wohnung klingt. Fima, die Haushaltshilfe meiner Gastmutter, telefoniert mit ihrer Familie in Bangladesch. Draußen zieht manchmal die verzerrte, etwas schrille Titelmelodie des "Titanic"-Films vorbei. So kündigt sich der Pick-up des Gasverkäufers an. Er hält immer wieder an und reicht von der Ladefläche aus die gefüllten Gasflaschen an die Käufer, die sie für Herd oder Heizkörper brauchen. Und echte Stille, die fand ich auch hier: als ich das erste Mal in der Wüste war, unter einem unglaublich klaren Sternenhimmel.