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In elf Monaten beginnen die Olympischen Spiele in Peking. Die internationalen Zeitungen sind voll mit Fragen, wie es um die Menschenrechte in China steht: um den Umgang mit politisch Oppositionellen, mit verurteilten Straftätern, mit Journalisten, die über sie berichten. In den Zeitungen ist auch viel zu lesen über die Vorbereitung der Olympiade: einerseits über die Vorfreude der Menschen und das Engagement des Nationalen Olympischen Komitees, dann aber auch über den Umgang mit Kritikern von Umsiedlungen, die gerade mit den Bauprojekten für die Olympischen Spiele zu tun haben. China: ein Boomland, das sich in unglaublicher Geschwindigkeit verändert. Und in dem manches Unerwartete geschieht.
Jährlich werden fünf Millionen Bibeln in chinesischer Sprache produziert
Während ich diese Kolumne schreibe, befinde ich mich auf Einladung der chinesischen protestantischen Kirche auf einer Besuchsreise durch China. Ich sitze in Peking in einem westlich anmutenden Hotel und bin erstaunt, dass alles so anders ist, als ich es mir vorgestellt habe. Am allermeisten war ich überrascht, als mir vor einigen Tagen eine Bibeldruckerei in Nanjing gezeigt wurde, die jährlich fünf Millionen Bibeln in chinesischer Sprache produziert. Diese Bibeln werden im ganzen Land zum Gegenwert von 1,20 Euro verkauft, und das an 55000 Verkaufsstellen, die über das ganze Land verteilt sind: in den Gemeinden selbst.
Da hatte ich in Deutschland gehört, dass es immer noch nötig sein könnte, Bibeln in das Land zu schmuggeln - und dann diese Erfahrung! In den vergangenen 20 Jahren hat diese Druckerei mehr als 40 Millionen Bibeln gedruckt und verkauft. Inzwischen ist sie so groß, dass sie ganz neue Produktionshallen baut. Der Umzug dorthin findet im Winter statt, er ist möglich geworden durch großzügige Investitionshilfen des chinesischen Staates, die dieser der Bibeldruckerei wie anderen Unternehmen auch gewährt.
All dies geschieht im Rahmen der seit 1979 bestehenden Religionsfreiheit. Das bedeutet in China nicht wie in Deutschland, dass jede Form der Religionsausübung vom Staat zugelassen ist und nicht eingeschränkt werden darf. Der chinesische Staat hat ganz offensichtlich das deutliche Interesse, die vorhandenen Religionsgemeinschaften kontrollieren zu können. Und so gibt es in China nur fünf registrierte Religionsgemeinschaften: die Buddhisten, die Muslime, die Daoisten, die Katholiken und - die Christen! So heißen offiziell die Mitglieder der protestantischen Kirche - 18 Millionen an der Zahl!
"Patriotische Bewegung der Protestantischen Kirchen"
Aber innerhalb dieses Rahmens, den die protestantische Kirche gern akzeptiert nennt sie sich doch selbst "Patriotische Bewegung der Protestantischen Kirchen" -, hat die Kirche große Freiheit, das Wort Gottes zu verkündigen und ihre missionarische Arbeit zu tun. Und so wächst die Schar der Christen jährlich um mehrere Hunderttausend.
Für viele Chinesen ist es gerade die Bibel, die sie interessiert und die sie zum Glauben an den christlichen Gott führt. Es ist gut, dass wir in Deutschland dies unterstützen können, denn die Bibel kann in China nur deswegen so billig verkauft werden, weil das Papier dafür (ein spezielles, besonders dünnes und festes Papier) von der Weltbibelgesellschaft zur Verfügung gestellt wird. Diese Gesellschaft erhält kräftige Unterstützung auch von der Deutschen Bibelgesellschaft, die insbesondere die Lutherbibel vertreibt.
Man kann also mit Fug und Recht sagen, dass mit jeder gekauften deutschen Lutherbibel auch der Vertrieb von Bibeln in China befördert wird. Ein Grund mehr für den Kauf einer schönen Lutherbibel hierzulande!