Köln (epd). Der Einsturz des Kölner Stadtarchivs vor neun Jahren hat einen deutlich höheren Schaden verursacht als bislang vermutet. Laut dem Gutachten des Sachverständigen Hartmut Weber belaufen sich die Kosten für die Restaurierung und Wiederherstellung des Archivguts auf rund 627 Millionen Euro, wie die Stadt Köln am Donnerstag mitteilte. Die Summe übersteigt damit deutlich den von der Stadt zunächst angenommenen Schaden von rund 400 Millionen Euro. Bei dem Einsturz des Gebäudes am 3. März 2009 waren zwei Anwohner ums Leben gekommen, 36 weitere Menschen verloren ihre Wohnungen.
Der vom Landgericht Köln bestellte Sachverständige Weber ist langjähriger Präsident des Bundesarchivs und hatte dem Gericht im Beweisverfahren zu Umfang und Höhe der Schäden am Archivgut ein etwa 200-seitiges Gutachten vorgelegt. Vorausgegangen waren rund fünf Jahre stichprobenartige Untersuchungen des verschütteten Archivgutes. Die Schadenssumme umfasst im Wesentlichen alle Kosten von der Rettung des Archivguts über dessen Erfassung, Konservierung, Identifizierung bis hin zur Restaurierung. Etwaige weitere Kosten des zerstörten Archivguts sind in dem Gutachten noch nicht erfasst. Auch der Verlust des alten Archivgebäudes wurde in der Untersuchung nicht berücksichtigt.
30 Regalkilometer
Bei der Untersuchung musste sich Weber auf die Auswertung einer repräsentativen Stichprobe beschränken. Nach seiner Schätzung hätte die Begutachtung jedes einzelnen Archivstücks des etwa 30 Regalkilometer umfassenden Archivguts über 37.000 Ortstermine und rund 210 Personenjahre in Anspruch genommen.
Das Kölner Stadtarchiv galt bis zu seinem Einsturz als größtes Kommunalarchiv nördlich der Alpen. Es beherbergte Originaldokumente aus mehr als tausend Jahren Kölner und rheinischer Geschichte. 95 Prozent der Dokumente konnten an der Unglücksstelle geborgen werden, 13 Prozent davon wurden bislang gereinigt. Die Stadt Köln rechnet damit, dass die Restaurierung des geretteten Bestandes noch 30 bis 40 Jahre dauern wird. Derzeit entsteht am Eifelwall ein Neubau für das Stadtarchiv, der bis 2020 fertig sein soll.