Die Tagesaufenthaltsstätte in der Bundesstraße in Hamburg
In der Tagesaufenthaltsstätte (TAS) in der Bundesstraße in Hamburg bekommen Obdachlose ein kostenloses Essen, können Post empfangen und ihre Wäsche waschen. Vor den Wohn-Containern in der Bundesstraße haben einige Menschen schon 36 Stunden vor dem Start des Winternotprogramms am 1. November vor der Tür gecampt. Denn damit haben sie bis April einen Platz sicher. Insgesamt gibt es laut Sozialbehörde in der Hansestadt derzeit 53 öffentlich-rechtliche Einrichtungen mit rund 8300 Plätzen für Obdachlose.
epd-bild / Mauricio Bustamant
"Wir müssen mehr wissen"
Die Diakonie Deutschland berät Obdachlose, vermittelt Wohnungen und bietet Schlafplätze an. Doch mangelnde Statistiken erschweren ihre Arbeit
Tim Wegener
15.11.2017

In Deutschland sind 335 000 Menschen ohne Wohnung, schätzt die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe. Oder sind es doch mehr? Genaue Zahlen gibt es nicht. Das macht es Wohlfahrtsverbänden schwer, präzise Hilfe anzubieten. "Nur Essen austeilen bringt nicht viel", sagt Rolf Keicher, zuständig für die Wohnungsnotfallhilfe der Diakonie Deutschland. Man müsse auch darüber hinaus mit Wohnungslosen ins Gespräch kommen.

Denn viele haben Anspruch auf Sozialhilfe und andere Unterstützung. Die Diakonie hilft ihnen dabei, sie zu beantragen. Sie bietet auch Schlafplätze in 130 Wohnheimen, 65 Wohngruppen und 32 Übernachtungsstellen. Und sie versucht, Wohnungen zu vermitteln. Dabei helfen Ko­operationen mit städtischen Woh­nungsbaugesellschaften und Eigentümervereinen wie "Haus und Grund": Die Eigentümer ­stellen den Wohnraum, die Diakonie betreut die Mieter.

"Das sind aber nur Nischen­lösungen", sagt Keicher. "Wir brauchen mehr Wohnungen. Und eine bundesweite Wohnungsnotfallstatistik." Die letzten Bundesregierungen meinten, ganz genau ließen sich die Zahlen kaum erfassen. Keicher hält dagegen: "Um nachhaltig helfen zu können, 
müssen wir wissen, wie viele Menschen keine Wohnung haben. Dann könnten wir auch beob­achten, was sich verändert."

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