Nordseeküste bei Westerhever auf der Halbinsel Eiderstedt in Schleswig-Holstein
epd-bild / Norbert Neetz
Von wegen "German Angst": Die Menschen in Deutschland sind laut einer aktuellen Studie mit ihrem Leben ziemlich zufrieden.
07.11.2017

Wie aus dem am Dienstag in München vorgestellten "Deutsche Post Glücksatlas" hervorgeht, bewerten die Bundesbürger ihre Lebenszufriedenheit in diesem Jahr im Durchschnitt mit 7,07 von 10 möglichen Punkten. Der Ökonomie-Professor Bernd Raffelhüschen von der Universität Freiburg, der den "Glücksatlas" zusammengestellt hat, macht dafür die seit längerem gute wirtschaftliche Lage verantwortlich. Im vergangenen Jahr lag der Glücksfaktor bei 7,11 Punkten, also ähnlich hoch wie jetzt.

"Geld macht glücklich"

Deutschland sei so reich wie nie zuvor, "von Krise keine Spur", sagte Raffelhüschen. Treibende Kraft für die steigende Zufriedenheit seit dem Jahr 2004 mit dem damaligen Glücksfaktor von etwa 6,7 sei das deutlich gestiegene Haushaltseinkommen. "Geld macht glücklich", sagte der Wirtschaftswissenschaftler. Zur Lebenszufriedenheit zählten aber auch andere Faktoren wie Wohnen, Gesundheit oder Familie. Deren Werte seien aber im vergangenen Jahrzehnt weitgehend konstant geblieben. Für Raffelhüschen ist die steigende Zufriedenheit keine Selbstverständlichkeit: Immerhin sei das vergangene Jahrzehnt von einer weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise geprägt gewesen.

Als weiteren Grund für die zunehmende Durchschnitts-Zufriedenheit nannte Raffelhüschen die Entwicklung in Ostdeutschland. Zwar seien die Westdeutschen erneut zufriedener als die Ostdeutschen. Der Glücksabstand zwischen West und Ost sei in diesem Jahr allerdings erneut geschrumpft: Von 0,28 im vergangenen Jahr auf 0,22 Punkte.

Schleswig-Holsteiner am zufriedensten

Im Jahr 2004 war die Glücksschere den Angaben zufolge noch deutlich größer: Der Osten kam auf 6,3 Punkte, der Westen auf 6,8. Seitdem sei der Glücksabstand kontinuierlich gesunken, sagte Raffelhüschen. Der Unterschied ist aber immer noch auffällig: Die ostdeutschen Bundesländer landeten - wie im Jahr zuvor - auf den letzten Plätzen.

Die Deutschen sind laut dem neuen Zahlenwerk jedenfalls deutlich zufriedener als die Durchschnitts-Europäer. In den vergangenen beiden Jahren bewerteten die Europäer ihre Zufriedenheit mit jeweils 6,7 - niedriger als die Unzufriedensten in Deutschland, nämlich die Menschen in Sachsen-Anhalt (6,83). Am glücklichsten sind laut Glücksatlas 2017 bereits zum fünften Mal in Folge die Schleswig-Holsteiner (7,43). Danach folgen Hamburg (7,28), Baden (7,28), Hessen (7,27), Franken (7,26) und Südbayern (7,25). Warum gerade die Schleswig-Holsteiner so zufrieden sind - da können die Studienmacher nur Vermutungen anstellen. Raffelhüschen nannte als möglichen Grund eine "Glas-halb-voll-Mentalität".

Nachhaltige Lebensweise

Befragt wurden die Menschen etwa zu ihrer allgemeinen Lebenszufriedenheit sowie zu Wohnen, Freizeit, Arbeit, Gesundheit und Haushaltseinkommen. Erfasst wurde in der diesjährigen Studie auch die Frage, inwieweit sich eine nachhaltige Lebensweise auf die Zufriedenheit auswirkt. Das Fazit von Jürgen Gerdes vom Konzernvorstand Post: "Tut mehr Gutes, denn es tut auch euch gut." Bewusstes Handeln trage zur Lebenszufriedenheit bei. Von den Befragten, die ehrenamtlich im sozialen oder ökologischen Bereich hochengagiert seien, schätzten sich 39 Prozent als zufrieden ein. Bei den Nichtengagierten seien es nur 28 Prozent gewesen.

Der "Deutsche Post Glücksatlas" ist bereits zum siebten Mal erschienen. Die Daten stammen aus dem Sozio-oekonomischen Panel (SOEP) sowie einer repräsentativen Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach mit 5.698 Teilnehmern. An der Umfrage zur nachhaltigen Lebensweise des Meinungsforschungsinstitut Kantar Emnid nahmen 1.001 Menschen teil.

Die Kommentarfunktion ist nur noch für registrierte Nutzer verfügbar. Um einen Leserkommentar schreiben zu können, schließen Sie bitte ein Abo ab, schreiben Sie uns eine Mail an leserpost@chrismon.de oder diskutieren Sie auf Instagram, Facebook und LinkedIn mit.