Stefan Schuck
chrismon: Was ist das für Musik, die samstags 200 Menschen in die Kirche lockt?
Stefan Schuck: A-cappella-Vokalmusik, professionell von acht Sängern gesungen. Immer zwei Psalmvertonungen nach der Liturgie des Stundengebetes. Dafür gibt es feste Wochen- und Tagespsalmen. Ich suche nach Vertonungen des Textes. Wenn es keine gibt, greife ich auf mehrstimmige Psalmvertonungen aus der anglikanischen Tradition zurück.
Ist die Kirche auch sonst so gut gefüllt?
Nein, das ist eine Ausnahme.
Wer kommt zum „NoonSong“?
Touristen, Wochenmarktbesucher, Kulturinteressierte, Leute, die sich Konzerte nicht leisten können. Mittlerweile haben wir eine
Stammgemeinde. In einer so säkularen, hektischen Stadt wie Berlin sehnen sich die Menschen nach Ruhe und Spiritualität. Es gibt keine belehrende Predigt, jeder bekommt ein Textheft. Alle können sich heimisch fühlen – evangelisch, katholisch, atheistisch.
Die Sänger sind Profis. Wer bezahlt sie?
Am Anfang hat uns die Landeskirche unterstützt, jetzt finanzieren wir das mit einem Förderverein und Spenden. 32 Sänger wechseln sich ab, sie singen beruflich auch woanders. Vom „NoonSong“ allein kann keiner leben.
Samstagmittag ist eine ungewöhnliche Zeit...
Beim täglichen Choral Evensong in England, wie ich ihn unter anderem in Cambridge erlebt habe, ist die Kirche immer voll . Da dachte ich: So etwas geht auch in Berlin. Am Wochenende wollen die Menschen ausschlafen. Aber viele möchten mit 30 Minuten Besinnung ins Wochenende starten. Da gibt es wenig Konkurrenzprogramm.
Warum treten Sie als katholischer Kirchenmusiker in einer evangelischen Kirche auf?
Die Kirche "Am Hohenzollernplatz" ist ein besonderes Kulturdenkmal der expressionistischen Architektur und dabei innen hell und schlicht. Da wirkt die Musik für sich. Außerdem können wir in dieser Kirche im Anschluss immer ein kleines Buffet im Kirchraum anbieten, damit die Besucher sich nach dem NoonSong kennenlernen und austauschen können.
Höreindrücke und mehr Informationen unter > noonsong.de