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Die Juden – ein verworfenes Volk?
Denn wenn ihr Verlust (der Verlust der Juden) Versöhnung der Welt ist, was wir ihr Annahme anderes sein als Leben aus den Toten! Vorher stand da: "Denn wenn ihre Verwerfung . . . "
Die Lutherbibel im Lebensalltag - Feier zum 70. Geburtstag von Landesbischof i.R. Prof. Dr. Christoph Kähler am 20.05.2014 an der Universität Jena. Foto: Jan-Peter Kasper/FSUJan-Peter Kasper/FSU
07.08.2017

Paulus trauert, weil ein großer Teil der Juden trotz erheblicher Bemühungen Christus nicht als Messias angenommen hat. Der Apostel meint, Ihnen fehle diese Offenbarung. Dann schreibt er diesen Vers. Der alte Luther – und mit ihm die Revisoren der neuen Lutherbibel – haben dort das Wort Verlust gewählt. Damit verstehen sie Paulus so: Ein Teil Israels ist zeitweilig verloren gegangen, obwohl Gott die Welt mit sich versöhnt. Wenn spätere Überarbeiter an dieser Stelle das Wort Verwerfung einbringen, deuten sie an: Das Volk Israel sei verworfen. Diese Version der späteren Ausleger  kann, anders als Luthers Wortlaut, antijüdisch verstanden werden.

Die Lutherbibel im Lebensalltag - Feier zum 70. Geburtstag von Landesbischof i.R. Prof. Dr. Christoph Kähler am 20.05.2014 an der Universität Jena. Foto: Jan-Peter Kasper/FSUJan-Peter Kasper/FSU

Christoph Kähler

Christoph Kähler hat federführend Luthers Bibelübersetzung neu überarbeitet

Die Revisoren der neuen Lutherbibel folgen Luthers Übersetzung: ihr Verlust. Sie ist wohl philologisch die bessere. Die griechische Vokabel apobole bezeichnet bei jüdisch-griechischen und anderen Schriftstellern den Verlust von Freunden oder Besitz. Gemeint ist, dass man etwas besessen hat, das aber nicht mehr da ist.

Zeitweiliger Verlust passt auch besser zu dem, was Paulus in Römer 9,4 sagt: Israel gehört weiterhin die Kindschaft Gottes, weshalb er sich fragt: Wie kann es sein, dass dieses Volk nicht den neuen Bund annimmt? In Römer 11,26 ist er sicher, eines Tages werde ganz Israel gerettet. Glaubte Paulus, die Juden seien endgültig verworfen? Nein, glaubte er nicht!

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