Mainz/Rom (epd). Peter Kohlgraf wird neuer Bischof von Mainz. Papst Franziskus ernannte den 50-jährigen Professor für Pastoraltheologie zum Nachfolger des langjährigen, beliebten Bischofs Karl Lehmann (80), wie am Dienstag zeitgleich im Vatikan und in Mainz bekanntgegeben wurde. Kohlgraf gilt als engagierter Seelsorger. Die Neubesetzung des traditionsreichen Bischofsstuhls wurde allgemein begrüßt.
Der designierte Mainzer Bischof wird nach seiner Bischofsweihe den Angaben zufolge der 88. Nachfolger des heiligen Bonifatius sein, der im 8. Jahrhundert Erzbischof von Mainz war und den Beinamen "Apostel der Deutschen" trägt. Ein Termin für die Bischofsweihe von Kohlgraf im Mainzer Dom steht noch nicht fest. Bis dahin wird das Bistum den Angaben zufolge weiter von einem Diözesanadministrator geleitet.
Brückenbauer
Der Mainzer Bischofsstuhl war seit Mai 2016 unbesetzt, nachdem Kardinal Lehmann mit seinem 80. Geburtstag in den Ruhestand verabschiedet worden war. "Ich bin glücklich, dass ich nun nach elf Monaten einen Nachfolger bekommen habe", erklärte Kardinal Lehmann, von 1983 bis 2016 Bischof von Mainz und von 1987 bis 2008 Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz. Kohlgraf schlage Brücken zwischen Theologie und Kirche, fügte Lehmann hinzu. Er sei für seine pädagogischen Fähigkeiten bei seinen Schülern bekannt und beliebt.
Peter Kohlgraf wurde am 21. März 1967 in Köln als Sohn eines Maurers und einer Krankenschwester geboren. "Die Herkunft aus Köln lässt Sie vielleicht schon ahnen, dass die rheinische Lebensart mir Mainz sehr sympathisch macht. Vor Fassenacht und Fußball ist mir grundsätzlich nicht bange!", erklärte Kohlgraf zu seiner Vorstellung.
"Viel Kraft und Gottes Segen"
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, hieß den künftigen Mainzer Bischof im Kreis der katholischen Bischöfe willkommen: "Ihre seelsorgliche Tätigkeit als Priester im Erzbistum Köln ist sicherlich eine gute und wichtige Voraussetzung für Ihr künftiges Amt. Vielfältige Kompetenz haben Sie sich in Ihrer Aufgabe als Schulseelsorger erworben", so Kardinal Marx. Kohlgrafs Arbeiten über Ehe- und Familienfragen und eine diakonische Kirche haben Marx zufolge weite Beachtung gefunden.
Der Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Volker Jung, begrüßte die Besetzung des Bischofsstuhls in Mainz mit Kohlgraf: "Ich gratuliere dem neuen Mainzer Bischof zur Wahl und wünsche ihm für seinen Dienst viel Kraft und Gottes Segen. Gleichzeitig freuen wir uns in der hessen-nassauischen Kirche mit unseren Geschwistern aus dem Bistum Mainz, dass die Zeit des Wartens nun vorbei ist." Das Territorium des Bistums überschneidet sich in weiten Teilen mit Gebieten der hessen-nassauischen Kirche.
Der evangelische Bischof Martin Hein (Kassel) bezeichnete die Ernennung nach Ostern als gute Botschaft für die katholischen Christen im Bistum Mainz, da die Zeit des Übergangs beendet sei: "Das bedeutet immer auch 'neuen Schwung'", so der Bischof. Hein betont die "gute Nachbarschaft", die das Bistum Mainz mit der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck verbinde und auf einer gemeinsamen Geschichte fuße.
Seelsorger und Religionslehrer
Nach einem Theologiestudium in Bonn und Salzburg und seiner praktischen Ausbildung in Köln wurde Kohlgraf am 18. Juni 1993 im Kölner Dom zum Priester geweiht. Anschließend war er bis 1996 als Kaplan in Euskirchen tätig. Nach seiner Promotion im Jahr 2000 arbeitete er als Seelsorger in Bad Honnef und als Schulseelsorger und Religionslehrer in Bonn-Beuel.
Nach seiner Habilitation im Oktober 2010 wurde Kohlberg Privatdozent für Pastoraltheologie an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Schließlich erfolgte zum Wintersemester 2012/2013 die Berufung auf die Professur für Pastoraltheologie an der Katholischen Hochschule Mainz, wo er im Wintersemester 2016/2017 die Aufgabe des Dekans für den Fachbereich Praktische Theologie übernommen hatte. Während seiner Zeit im Bistum Mainz engagierte sich Kohlgraf als Pfarrvikar in der Seelsorge in der Pfarrgruppe Wörrstadt im Dekanat Alzey/Gau-Bickelheim, wie das Bistum weiter mitteilte.