Buchtipp von Andreas Fritzsche
Tim Wegner
16.12.2016

Im Kindergarten bekamen die christlichen Kinder große, schöne Geschenke, während er, Max, sich mit kleinen Holzfiguren begnügen musste. Das fand er ungerecht – so "kam ich
mehr und mehr zu der Ansicht, das Christkindl mag die Juden nicht".
 

Aber wegen seines jüdischen Glaubens gehänselt worden sei er nicht, "obwohl hin und wieder auf der Straße jemand 'Saujude' rief". Auch habe man normal mit den Nachbarn und anderen Bewohnern von Neutitschein (Tschechoslowakei) zusammengelebt. Aber ab Mitte der 30er Jahre begann der menschenverachtende Sog des Nationalsozialismus.

Und das, was folgte und in der Shoah endete, hat der Auschwitz-Überlebende Max Mannheimer in "Spätes Tagebuch" niedergeschrieben. Es ist kein Fachbuch, es hat keinen wissenschaftlichen Anspruch, aber Mannheimer ist einzig in seiner Rolle als Zeitzeuge: Er schreibt über die Erlebnisse in Theresienstadt,  Auschwitz, Dachau – ruhig, genau beobachtend, erlebend und ganz nah am Menschen, am Leben, Tod und Überleben.

Vor drei Monaten ist Max Mannheimer in München gestorben. Ein Anlass, an sein Büchlein zu erinnern.
 

"Ihr seid nicht verantwortlich für das, was geschah. Aber dass es nicht wieder geschieht, dafür schon."

In diesem Sinne ist für mich sein "Spätes Tagebuch" ein Geschenk – ein Geschenk zum Fest der Nächstenliebe.

Max Mannheimer, "Spätes Tagebuch" , Piper, 9,00 Euro.

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