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Mogilev ist nicht Tschernobyl. Die Region im Osten Weißrusslands liegt mehr als 200 Kilometer vom Atomkraftwerk entfernt. Aber direkt nach der Reaktorkatastrophe im April 1986 hatte der Wind die radioaktive Wolke hierhergetrieben, wo sie über Regengüsse den Boden verseuchte. Mogilev ist bis heute ein Gebiet mit erhöhten Strahlenwerten. Und so spricht man in Bad Hersfeld eben doch von den „Tschernobyl-Kindern“, wenn der Reisebus aus Mogilev erwartet wird.
Seit 1991 lädt der diakonische Verein für Internationale Jugendarbeit 36 Kinder zwischen acht und 14 Jahren zu einem Sommercamp in der evangelischen Bildungsstätte ein. Darunter seien immer wieder welche, deren Familienmitglieder an Krebs erkrankt oder gestorben sind, sagt Organisatorin Roswitha Alterhoff. Und: Wenn die Kinder die großen Rasenflächen rund um die Unterkunft sehen, zögern sie erst mal und fragen: „Dürfen wir wirklich draußen an der Luft spielen?“
Viele Bad Hersfelder beteiligen sich am Programm, ein Ehepaar spendiert einen Restaurantbesuch, ein anderes lädt in den Tierpark ein, Geschäftsleute schenken Schuhe und Kleider. Im Gegenzug führen die Kinder weißrussische Tänze vor, in einem Altenzentrum oder in der Fußgängerzone. Die „Tschernobyl-Kinder“ gehören hier mit zum Sommer.