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Bewertung
Schön ist es hier. Man hört die Leute schwätzen, die Glocken läuten. Das weiß und grau gestrichene wilhelminische Interieur ist warm ausgeleuchtet. Auch das Kreuz hinterm Altar ist weiß, Farbe der Ewigkeit. Darüber liegt Stoff – wie das Grabtuch Christi. Hinterm quaderförmigen Altar mit den abgerundeten Ecken führt eine Mischung aus Treppe und steinernem Chorpodest zur Orgel hinauf.
Als Geläut und Stimmen verklingen, öffnet sich links eine Tür. Heraus kommt – nein, nicht die im Gemeindebrief angekündigte Pastorin, sondern ein junger Mann im Talar. Pfarrer im Probedienst S. vertritt die erkrankte Gemeindepfarrerin. Ihm hilft ein Funkmikrofon.
Die Liturgie ist klassisch. In dieser Gemeinde münden Kyrie und Gloria in zwei Strophen des Chorals „Allein Gott in der Höh sei Ehr“. Die Orgel braust, herrlich. So geht Gotteslob! Nach der Lesung intoniert der Organist das Halleluja furios. Passt wunderbar! Zum Predigtlied wird die Kollekte eingesammelt: „Auf, auf, mein Herz mit Freuden.“ Da sitzt das Portemonnaie locker.
Ostern und Attentate
Pfarrer S. beginnt seine Predigt mit einer schweren Frage: Wie kann man den Sieg über den Tod zu Ostern feiern, wenn gleichzeitig in der pakistanischen Stadt Lahore 70 Menschen bei einem Selbstmordattentat ums Leben kommen? „Manchmal klingt die Auferstehungsbotschaft wie leere Worte.“ Dann liest er den Predigttext, Johannes 20, vor: Die Jünger sind versammelt, Thomas ist nicht dabei. Der Auferstandene kommt, er ist noch immer verwundet. Später erzählen die Jünger Thomas, dass der Herr bei ihnen gewesen ist. Er glaubt es nicht, bis er bei einem Treffen den Finger in die Wunde legen kann... Toller Text!
Was jetzt in S.s Predigt folgt, wirkt nicht zusammenhängend. Darunter sind ein Allgemeinplatz („Das Wichtigste im Leben bekommen wir geschenkt“), ein Kommentar zum Predigttext („Richtig klasse finde ich den Schluss: Erst will Thomas Jesus sehen und fühlen, dann kann er glauben“) und noch mehr Glaubenszweifel – angesichts scheiternder Friedensverhandlungen in Syrien und drohender Klimaflüchtlinge. Die Behauptung „Gerade in solchen Zweifeln und Ängsten braucht es den Osterglauben“ hilft da nicht weiter.
In Sachen Liturgie ist S. trittfester. Die Worte zum Abendmahl, „wie Jesus all seine Autorität am Tisch des Herrn ablegt, so legen wir unseren Stolz ab“, sind stark. Nur eines noch: Die Musik beim Abendmahl darf ruhig etwas fröhlicher sein. Ist doch Osterzeit.
Zur Gemeinde
Besuch bei der Friedensgemeinde
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Nots bene: Eine Berichterstattung zu einer Predigt ist keine Theaterkritik. Da spricht das Wort durch-auch einen jungen Pfarrer. Da hat der Berichterstatter m.E. etwas Grundlegendes noch nicht verstanden. Ansonsten sehr nett.