###autor### Drei freie Tage liegen vor uns. Zeit, um dem Lärm und Verkehrschaos in der Zehn-Millionen-Stadt Lima zu entfliehen. Wir fahren auf der Panamericana Richtung Süden, vorbei zuerst an Luxusvillen, Boutiquen, später an Müllbergen und Hütten. Irgendwann biegen wir links ab in ein Flusstal, das hinein in die Anden führt. Lima ist gerade drei Stunden entfernt, aber wir sind in einer anderen Welt. Die trostlose Wüste ist einem üppigen Grün gewichen. Die Straße vor uns ist schmal und leer. Von Zeit zu Zeit überholen wir Eselskarren. Menschen in traditionellen Trachten winken am Straßenrand.
Am Nachmittag machen wir Pause in einem kleinen Ort auf circa 3800 Meter Höhe. Handyempfang und Internet gibt es hier nicht. Keinen Supermarkt und kein Hotel. Stattdessen viel Ruhe. Frische, glasklare Wasserfälle. Fische, die in den Seen hin und her gleiten. Voller Ehrfurcht denke ich: Danke für diesen Blick ins Paradies! Ein Mann lädt uns in seine Hütte zum landestypischen Koka-Tee ein. Er schmeckt ein bisschen wie grüner Tee und hilft gegen die Höhenkrankheit. In Lima kaufen wir ihn oft im Teebeutel, hier in den Anden – einem der Hauptanbaugebiete der Kokapflanze – sind die getrockneten Blätter frisch überbrüht. Wir sehen auch, wie hart die Menschen hier arbeiten müssen. Kinder hüten die Schafe, ein Mann bearbeitet mit einer Hacke ein Kartoffelfeld am Hang, eine Frau spinnt Wolle vor dem Haus.
Es ist eine fremde Welt, abseits von dem, was uns sonst beschäftigt. Eröffnung eines riesigen Shoppingzentrums bei uns in der Nähe, Einbruch bei einer befreundeten Familie, die neue Orgel – das wird erst drei Tage später wieder aktuell.