Bis in den Amateurbereich hinein ist es in England üblich, dass Fußballklubs einem Besitzer gehören, nicht den Mitgliedern und Fans. Die Rechtsform der Klubs gibt das her. So gehört der Zweitligist Nottingham Forrest kuwaitischen Geschäftsleuten. Und selbst der heutige Liga-Rivale der Red Rebels, Curzon Ashton FC, war inhabergeführt, als Taffy Jones dort Trainer war. Der neue Inhaber hat ihn entlassen. Manchester United (Man United) ist an der Börse in New York notiert, die Mehrheit der Anteile gehört der Familie Glazer. Malcolm Glazer, der Man United 2005 übernahm, starb 2014; drei seiner Söhne hatten schon in den Jahren zuvor die Geschäftsführung übernommen.
Viele englische Fans sehen im deutschen Fußball und in der Bundesliga ein Vorbild. Noch immer ist hier das Vereinsrecht maßgeblich. Allerdings: 13 der 18 Mannschaften aus der Bundesliga haben ihre Profiabteilung in Extragesellschaften ausgegliedert. An diesen Gesellschaften können sich auch Investoren beteiligen. So sind Audi und Adidas Mitinhaber der FC Bayern München Fußball AG. Und der Milliardär Klaus Michael Kühne hat erst jüngst Anteile an der Fußball AG des HSV erworben – weswegen einige Fans den HFC Falke e.V. gegründet haben, um weiterhin ein volles Mitspracherecht ausüben zu können. Der Verein spielt im Sommer in der untersten Spielklasse der Hamburger Amateurligen. Das Vorbild: der FC United of Manchester.
FCUM
Auf der Homepage des FCUM ist der Grundsatz des Vereins zu lesen: "FC United of Manchester is a community football club owned and democratically run by its 3894 members."
Zudem hat der Vorstand der Deutschen Fußballliga genehmigt, dass Dietmar Hopp die Mehrheit der Stimmrechte an der Fußballbetriebsgesellschaft der TSG 1899 Hoffenheim übernehmen darf. Der Unternehmer Martin Kind strebt dies ebenfalls für Hannover 96 an. Möglich macht das ein Passus in den Regeln der DFL, wonach Ausnahmen von der "50+1"-Regel möglich sind, wenn eine Person einen Klub 20 Jahre erheblich und ununterbrochen gefördert hat.
"Schaut nach England: Hier haben die Menschen verlernt, wie man den Fußball wirklich feiern kann."
"United, das sind wir!"
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Lesen Sie hier die Reportage über den etwas anderen englischen Fußballverein. "United, das sind wir"
Kritiker befürchten, dass die Fans an Einfluss verlieren oder veränderte Anstoßzeiten hinnehmen müssen, wenn die Spitzenmannschaften sich im internationalen Wettbewerb nicht mehr gegen ihre Konkurrenz behaupten können. Diese Angst ist wohl nicht unbegründet: In England sieht der neue TV-Vertrag vor, dass von 2016 bis 2019 rund 6,9 Milliarden Euro in die Premier League fließen. Zum Vergleich: Der Vierjahreskontrakt der Bundesliga über die Vergabe der Fernsehrechte ist mit 2,51 Milliarden Euro dotiert und läuft 2017 aus. "Ich denke, die Preise werden, was Gehälter und Transfers angeht, steigen. Daher wäre es wünschenswert, wenn die Bundesliga das gleiche Geld erhält, damit wir Schritt halten können", forderte bereits Wolfsburgs Manager Klaus Allofs. Es ist absehbar, dass die Macher aus der Eliteliga neue Anstoßzeiten fordern werden, um noch mehr Spiele vermarkten zu können. Ob der Aufschrei der englischen Fans das verhindern kann?
Die Frage wird sein: Wie weit wollen die Bundesligisten mit ihrem Dachverband – der Deutschen Fußballliga – gehen, um an mehr Geld zu kommen? Noch boomt die Bundesliga, doch der Grat zwischen Kommerz und Fußballleidenschaft ist schmal. Andy Walsh, der Chef der Red Rebells aus Manchester, mahnt zur Vorsicht: "Schaut nach England: Hier haben die Menschen verlernt, wie man den Fußball wirklich feiern kann."
Der FC United of Manchester - mehr als nur Fußball
Fangesänge und zusätzliche Bildern finden Sie unter chrismon.de/manchester oder direkt hier: