Tätowierungen sehe ich als Altenpflegerin noch nicht so oft, aber wenn, dann ist es dieses Motiv mit Kreuz, Herz und Anker – bei den Seeleuten hier an der Unterelbe. Glaube, Liebe, Hoffnung. Warum? Natürlich habe ich danach gefragt, aber man bekommt von den alten Herren keine langen Antworten. „Hat man gemacht, um dazuzugehören“, grummeln die dann. „Hatte jeder.“ Das war eine andere Kultur, auf den Schiffen. Damals ließ man sich ja sonst nicht tätowieren.
Mich rührt es immer, wenn ich so was sehe. Das ist wie bei der Haut selbst – oder bei Erinnerungen. Die ändern sich ja auch, wenn man alt wird. Und bei so einem neunzigjährigen Kapitän schrumpelt dann das Kreuz auf dem Unterarm, das Herz wird brüchig. Der Alte weiß vielleicht schon gar nichts mehr davon – so lange hat er es schon, das Zeichen der Seefahrt.