26.02.2015

Bewertung

Liturgie
4
Predigt
2
Musik
4
Atmosphäre
5

Zu Füßen der Burgruine in Königstein im Taunus liegt die evangelische Immanuelkirche leicht verschneit, ein malerischer Anblick. Ein farbiges Schaukastenplakat kündigt das Gottesdienstthema an: das Gleichnis von der vierfachen Saat.

Die ehemalige Hofkirche des Herzogtums Nassau ist gut geheizt. 90 Gottesdienstbesucher verteilen sich locker in den Reihen, vorne die Konfirmanden. Eine Familie mit Baby und Kleinkind rückt in eine hintere Bank. Das zweijährige Mädchen erhält ein Bibelbilderbuch.

Das Orgelvorspiel – ein Werk von ­ Max Reger. Pfarrerin Katharina Stoodt-Neuschäfer eröffnet mit einem Zitat aus einem alten Nachtwächterlied: „Vierfach ist das Ackerfeld. / Mensch, wie ist dein Herz bestellt?“ Mit fester Stimme führt sie durch die Liturgie, ihr voller Sopran ist im Gemeindegesang gut zu hören.

Jedes Lied ist sorgfältig gewählt. Die Lesung aus dem Jesajabuch bereitet den Boden für den Predigttext: „Gleichwie der Regen und Schnee . . . feuchtet die Erde . . ., dass sie gibt Samen zu säen und Brot zu essen, so soll das Wort aus meinem Munde auch sein.“ Weniger scheint dem Sämann in Jesu Gleichnis zu gelingen (Lk 8,4–8): Sein Same wird ­zertreten, verdorrt oder erstickt unter Dornen. Nur ein vierter Teil geht auf – und bringt hundertfach Frucht.

Wie frustrierend muss es sein, drei ­Viertel des Einsatzes zu verlieren, predigt die Pfarrerin: Projekte bleiben im Entwurf stecken, Revolutionen wie der Arabische Frühling bleiben unvollendet, zertretene Saat auf hartem Boden. Mit Albert Schweitzer spricht sie von einem Gleichnis der Arbeitsfreude. Man solle nicht auf Frust und Mühe schauen, sondern auf das, was gelingt. „Christlicher Optimismus“ gegen die Vergeblichkeiten des Alltags. Den aber kann man nicht verordnen, betont die Predigerin.

Dann die überraschende Wendung:  Stoodt-Neuschäfer fordert ein starkes Bekenntnis gegen die Gewalt im Namen des Islam. Nirgends im Neuen Testament, an keiner Stelle „unserer Heiligen Schrift“ werde aufgerufen, jemanden zu töten. „Anders als im Koran“, betont sie scharf und verweist auf einen Koranvers.

Hoppla, was wird da den Muslimen vorgeworfen? Bietet das Christentum wirklich nur leuchtende Vorbilder? Und darf man Koranverse so aus dem Zusammenhang reißen? Bei Bibelversen tun wir das doch auch nicht! „Wir sind nicht die Sämänner, wir sind der Boden“, endet die Pfarrerin. Es liege nicht an uns allein, welche Saat aufgeht. In die Fürbitte schließt sie den „weit entfernen Nächsten“ ein, „den ich nicht mag“. Immerhin.

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Kontaktinformationen der Gemeinde

Evangelisches Pfarramt Burgweg 16
61462 Königstein im Taunus

E-Mail:: ev.pfarramt.koenigstein@t-online.de
www.evangelische-kirche-koenigstein.de

Tel.: (06174) 7334 Fax: (06174) 7525
Pfarrerin Stoodt - Neuschäfer
Pfarrer Dr. Neuschäfer
Pfarramtssekretärin Peckelsen

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