Nun habe ich es schwarz auf weiß: Ich beherrsche die norwegische Gebärdensprache. Zwei Jahre habe ich den Sprachkurs besucht und mittlerweile erfolgreich abgeschlossen. Ebenso lange arbeite ich in der Gehörlosenseelsorge. Aber noch immer fühle ich mich nicht sicher. Zwar verstehen mich die anderen ganz gut – sie können ja von den Lippen ablesen. Aber umgekehrt hapert es nicht zuletzt deshalb, weil es kein brauchbares Wörterbuch für die richtige Mimik und Gestik gibt.
###autor### Die weltweit etwa 140 Gebärdensprachen teilen sich in mehrere Familien auf. Deutsch ist mit Polnisch verwandt, Österreichisch mit Französisch und Amerikanisch. Und zur norwegischen Sprachfamilie gehören Dänisch – und Madagassisch. Neulich, bei einer großen internationalen Konferenz für Mitarbeiter der Gehörlosenseelsorge, übersetzten deshalb bis zu sechs Gebärdendolmetscher gleichzeitig.
Etwa 5000 Gehörlose leben in Norwegen, weitere 20 000 Menschen können sich mit ihnen in Gebärdensprache unterhalten. Etwa 80 Prozent der Norweger gehören der evangelischen Volkskirche an, ebenso viele Prozent der Gebärdenden. Sie können die lokalen Gemeinden besuchen. Für sie ist aber auch die „Døvekirken“ (Kirche der Tauben) eingerichtet – formal ein dem Bistum Oslo zugeordneter Kirchenkreis, bestehend aus landesweit sechs Gemeinden und zwei Tochtergemeinden. Ich bin dort seit zwei Jahren tätig.
###mehr-extern### In der Døvekirken kommuniziert man mit Gebärdensprache. Hörende Angestellte wie ich erhalten deshalb am Anfang eine Sprachausbildung über zwei Jahre. Gehörlose Mitarbeiter können sich theologisch fortbilden. Mein Examen habe ich. Aber bis ich wirklich sicher kommunizieren kann, wird es bestimmt noch drei bis vier Jahre dauern. Bis dahin muss ich vor allem eines tun: üben.
Foto: Bodo Tasche / flickr
Kirche der Tauben
Auslandspfarrer Michael Hoffmann mit einer e-mail aus Norwegen
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