Thies GundlachJens Schulze / epd-bild
20.10.2010
Ostersonntag
Als Maria nun weinte, schaute sie in das Grab und sieht zwei Engel in weißen Kleidern sitzen, einen zu den Häupten und den anderen zu den Füßen, wo sie den Leichnam Jesu hingelegt hatten.
Johannes 20,11-12

Was machen eigentlich die beiden Engel in dieser Auferstehungsszene? Zu sagen haben die beiden ja kaum etwas, denn außer ihrer Frage, warum denn Maria Magdalena weine, schweigen sie. Das entscheidende Wort sagt der Auferstandene später selbst: "Maria!" Warum also die beiden Engel? Ich glaube, sie sind die "Überbleibsel" des anderen, des "normalen" Weges: Als Jesus am Kreuz gestorben war und ins Grab gelegt wurde, erhielt er ­ so wie jeder Mensch auf seinem Weg von der Erde zum Himmel ­ zwei Engel, zwei Begleiter, zwei "soulgards", an seine Seite, die über seine Seele und ihre Heimkehr in den Himmel wachten.

Der eine Engel zu den Häuptern ist ein Engel der Würdigung, der alles das behütet und bewacht, was hell und klar und licht in uns ist. Der andere Engel zu seinen Füßen ist der Engel der Barmherzigkeit, der alles das trägt und tröstet, was schwer und schmerzhaft und unverheilt in uns ist.

Beide Engel wachten nun am Leichnam Jesu und wollten sich ihrer Aufgabe widmen, da geschah es plötzlich! Er stieg hinab in das Reich des Todes, um die Verstorbenen zuerst zu befreien. Da saßen sie nun ohne Aufgabe, denn Gott hatte es sich anders gedacht, und sie staunten nicht schlecht. Nur warum diese Frau weinte, das verstanden sie nicht mehr. Wenn der Leichnam noch da gewesen wäre, okay, dann weint man. Aber er ist doch auferstanden!