„Ein Stück mehr Sicherheit“ könnte man sich doch leisten! „Post persönlich“ heißt der Dienst, den die Deutsche Post nun alten und einsamen Menschen anbietet. Der Briefträger klingelt und hält ein Schwätzchen. Wenn es einem schlechtgeht ruft er den Notdienst. Paket A (Dienstag bis Freitag) kostet 37,50 Euro, Paket B (zusätzlich Samstag) 42,50 Euro im Monat. Nur montags schaut keiner. Schön, super. Man kann nicht mehr unerkannt verrecken – es kümmert sich jemand. Und das kostet natürlich etwas. Die Angehörigen können beruhigt sein. Und erst die Nachbarn. Muss niemand mehr schauen, ob die alte Dame oder der Senior von nebenan gesundheitliche Probleme hat.
Kümmerer sind mega-out
Kümmerer, die unaufgefordert fragen, wie es geht, sind mega-out. Irgendwie habe ich wohl aus früheren Zeiten etwas falsch abgespeichert. Da klingelte die Briefträgerin für lau bei meiner Oma, wenn die ein oder zwei Tage den Briefkasten nicht geleert hatte. Und die Nachbarin rief morgens an, weil der Fernseher in Opas Schlafzimmer nachts durchgehend lief. Das war die sentimentale, aufdringliche Nachbarschaft aus der christlichen Steinzeit. Wozu sich um etwas bemühen, wenn man es doch kaufen kann? Liebe für Geld nennt man „Prostitution“. Das wird demnächst im Duden durch ein Wort ergänzt: „Postitution“.
"Die Lage ist hoffnungslos, aber nicht ernst "
Halt ! Stopp ! Ich würde es als ein Zuvorkommen der Post betrachten. Es könnte nicht verkehrt sein, einen offenen Brief an die Post zu schreiben, und zu bitten, auch ohne Mehrgeld, sich zu kümmern ? Wo führt uns der Weg hin, wenn selbst die protestantischen `Kümmerer` , die ` Kümmerer` per Excellence, das Handtuch werfen würden ?
Aber es zeigt auch, wie verwirrt unsere Gesellschaft in Wahrheit ist. -----------
Ich habe einen fabelhaften Lesetip : "Anleitung zum Unglücklichsein " von Paul Watzlawik, Österreicher, 1921 geb. , einer der populärsten Theoretiker der Kommunikation, heißt es. Von ihm stammt auch das Buch "Man kann nicht nicht kommunizieren". Auch das Dostojewski Zitat findet sich in der " Anleitung zum Unglücklichsein ":
" Was kann man nun von einem Menschen... erwarten ? Überschütten Sie ihn mit Erdengütern, versenken Sie ihn in Glück bis über beide Ohren, bis über den Kopf, so dass an die Oberfläche des Glücks wie zum Wasserspiegel nur noch Bläschen aufsteigen, geben Sie ihm ein pekuniäres Auskommen, dass ihm nichts anderes zu tun übrig bleibt, als Lebkuchen zu vertilgen und für den Fortbestand der Menschheit zu sorgen - so wird er doch, dieser selbe Mensch, Ihnen auf der Stelle aus purer Undankbarkeit, einzig aus Schmähsucht einen Streich spielen. Er wird sogar die Lebkuchen aufs Spiel setzen, und sich vielleicht sogar den verderblichsten Unsinn wünschen, den aller unökonomischsten Blödsinn, einzig um in diese ganze positive Vernünftigkeit sein eigenes unheilbringendes phantastisches Element beizumischen. Gerade seine phantastischen Einfälle, seine banale Dummheit wird er behalten wollen..."
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