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Mehr als Peanuts
Geht das überhaupt: Geld ethisch investieren und trotzdem damit Gewinne machen?
Portrait Eduard KoppLena Uphoff
26.05.2014

chrismon: Was habe ich als Kleinanleger davon, wenn ich Geld nachhaltig anlege?
Joachim Fröhlich: Sie können selbst festlegen, welche Unternehmen Sie unterstützen wollen, weil sie es aus ökologischen oder sozialen Gründen verdienen, und welche eindeutig nicht. Wir als Bank versuchen allerdings, von diesem Begriff „nachhaltig“ wegzukommen. Er ist uns zu beliebig geworden. Jeder versteht etwas anderes darunter. Wir sprechen lieber von Werteorientierung und verantwortungsbewusstem Investment.

Welche Werte meinen Sie?
Ganz grundsätzlich geht es bei allem um Gottes Schöpfung. Und dann gehören dazu drei gleichgewichtige Grundprinzipien: die soziale Verantwortung der Unternehmen, das Ökologische und das wirtschaftlich Vernünftige. Bei jeder Kapitalanlage in unserem Haus wenden wir diese Prinzipien an. In den Neunzigern verband sich das Thema Nachhaltigkeit noch sehr deutlich mit der Umwelt. Das hat sich deutlich erweitert.

Hat denn jeder Kunde eigene Vorstellungen davon, was nachhaltig ist?
Die Kunden können tatsächlich ihre eigenen Richtlinien definieren. Wir stellen je nach Kunde bei der Beratung unterschiedliche Kriterien in den Vordergrund.

Ist das ein Widerspruch: Geld anständig anlegen und gut verdienen?
Natürlich nicht. Das würde ja im Umkehrschluss bedeuten, dass wir Geld nur ­mit Anlagen verdienen, die die Umwelt beschädigen. Natürlich kann es sein, dass durch einen Ausschluss bestimmter Branchen und Unternehmen, zum Beispiel der Ölbranche, zeitweise weniger Gewinn entsteht. Aber Geld verdienen lässt sich so trotzdem.

Viele Anleger haben Geld verloren mit Umweltaktien.
Es kann eben eine glatte Fehlentscheidung sein, auf Biegen und Brechen allein auf das Kriterium Nachhaltigkeit zu setzen. Das konnten Sie im evangelischen Dekanat in München sehen. Nachhaltig ist schön, aber ich darf darüber nicht alle Vorsicht über Bord werfen, zum Beispiel eine sinnvolle Streuung. Zudem sind auf dem Markt viele Spieler unterwegs, die auf der grünen Welle mitreiten.

Welche Gewinne sollte verantwortungsbewusst angelegtes Geld abwerfen?
Sie sollten nicht signifikant schlechter sein als andere Anlagen. Der Unterschied ist aber, wie sich die Unternehmen wirtschaftlich und strategisch ausgerichtet haben. Stichwort Rohstoffe: Im Zweifel lassen wir die Finger davon, wenn wir die Förderbe­dingungen nicht genau kennen. Auch reine ­Rüs­tungskonzerne sind in unseren Anlagen nicht vertreten.

Wie ist der Trend bei den werteorientier­ten Investments?
Wir werden in zehn, zwanzig Jahren gar nicht mehr über nachhaltige Geldanlagen sprechen. Sie werden überall Standard sein. Die großen Kapitalsammelstellen in Skandinavien und in den Niederlanden sind da schon heute weiter als wir, die USA hinken etwas hinterher. Aber je mehr nachhaltige Produkte es gibt, desto weniger Diskus­sionen werden wir haben.

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